Ödeme
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Vorbemerkung
Vor allem im Abschnitt über die Ursachen von Ödemen werden Begriffe genannt, die etwas mit dem Aufbau und der Funktion des Herzens und des Kreislaufes zu tun haben. Es könnte daher vielleicht interessant sein, die 4 eBooks zu lesen, die ich hierzu geschrieben habe.
Was ist ein Ödem
Unter „Ödemen“ versteht man eine Schwellung bestimmter Körperstellen infolge einer krankhaften Flüssigkeitsansammlung.
Je nachdem, welche Körperstelle geschwollen ist spricht man z.B. von Unterschenkel-, Arm- oder Lidödemen des Auges. Sind zahlreiche Körperstellen betroffen und ist auch der Rücken geschwollen nennt man dies „Anasarka“.
Was sind die Ursachen von Ödemen?
Jeder Mensch kennt leichte Schwellungen von Füßen, Händen oder des Gesichtes. Diese Wasseransammlungen können entstehen, wenn man lange gestanden oder gesessen hat (z.B. bei langen Flugreisen oder bei der Arbeit) oder wenn es heiß ist. Diese leichten Ödeme sind harmlos und verschwinden wieder von selber.
Viele Frauen haben vor oder während ihrer Regelblutung oder in der Schwangerschaft mit Ödemen zu tun. Während der Schwangerschaft ist dies normalerweise harmlos, kann aber auch ein Anzeichen für andere Probleme sein, etwa wenn der Blutdruck während der Schwangerschaft zu hoch ist oder die Nieren betroffen sind.
Meistens sind Ödeme aber Ausdruck einer zugrunde liegenden Erkrankung. In diesen Fällen ist das Ödem „nur“ ein Symptom. Es ist an und für sich harmlos, das Problem ist vielmehr die auslösende Krankheit. Solche Krankheiten sind z.B.
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Herzschwäche: Hier kann das Herz nicht genügend Blut pumpen. Das aus dem Körper zum Herzen zurückfließende Blut staut sich vor dem Herzen und somit auch in den Gefäßen (Venen) an, die das Blut zum Herzen zurückleiten. Dies sind u.a. die Venen der Beine und des Bauches.
Durch diese Stauung steigt der Blutdruck in den Venen an, was vor allem die Beinvenen betrifft, weil hier zusätzlich noch die Schwerkraft im Stehen wirkt. Dies hat zur Folge, daß Blut verstärkt aus den Gefäßen herausgepreßt wird. Die Gefäßwände sind für Blutkörperchen undurchlässig, sodaß lediglich der wässrige Teil des Blutes (Plasma) in das umgebende Gewebe gepreßt wird; es entstehen hierdurch Schwellungen der Beine (Abb. links) und es kann zu Wasseransammlungen im Bauchraum kommen. Vergleichbar ist dieser Vorgang mit einer italienischen Expressomaschine: Wasser wird mit hohem Druck durch das Kaffeemehl gepreßt, das Filter hält das Kaffeemehl zurück und nur der Kaffee fließt in die Tasse.
Wenn die betroffene Person viel liegt, kann das Ödem auch am Rücken auftreten (Anasarka).
Über denselben Mechanismus kann es bei einer Herzschwäche auch zu einer Flüssigkeitsansammlung in der Lunge kommen (Lungenödem). Weil das Herz zu schwach ist, um alles aus den Lungen zurückfließende Blut aufzunehmen staut es sich in den Lungen und Flüssigkeit tritt ins Lungengewebe aus. Dies ist ein lebensbedrohlicher Zustand.
Anzeichen für ein Lungenödem sind Atemnot, schnelles und flaches Atmen oder Husten.
- Schwere Lungenerkrankungen: Bei diesen Erkrankungen (z.B. einem Lungenemphysem) kann das Herz nicht mehr genügend Blut durch Lungen pumpen. Es kommt zu einem Rückstau des Blutes vor dem Herzen (wie bei der Herzschwäche) und zur Drucksteigerung in den Venen des Bauches und der Beine. In der Folge entstehen auch hier Beinödeme und Wasseransammlungen im Bauchraum.
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Nierenschwäche: Wenn die Nieren nicht richtig funktionieren können sie nicht mehr so viel Blut abfiltern, sodaß es zu einer starken Vermehrung der Blutmenge in den Gefäßen kommt. Die Folge ist dieselbe wie oben für die Herzschwäche beschrieben: Der Druck in den Gefäßen steigt an und es wird vermehrt „Blutwasser“ ins Gewebe abgepreßt. Typischerweise treten Ödeme bei Nierenschwäche überall im Körper auf und betreffen auch die Augen („Lidödem“ (Abb. rechts)).
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Venöse Abflußstörungen: Hier sind 2 Ursachen häufig:
- Wenn z.B. ein Blutgerinnsel in einer Beinvene auftritt (Beinvenenthrombose) dann wirkt dies als Abflußbehinderung des Blutes. Das Blut kann nicht mehr ungehindert weiter fließen und staut sich vor dem Gerinnsel an. Der Venendruck steigt in dem gestauten Gefäß an und es kommt zu einem druckbedingten Flüssigkeitsaustritt ins Gewebe; prinzipiell entspricht der Mechanismus demjenigen bei der Herzschwäche (siehe oben).
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Auch eine Venenschwäche durch eine Funktionsstörung der Venenklappen kann Ödeme in den Füßen, Unterschenkeln und Fußgelenken verursachen, da die Venen das Blut nicht mehr richtig zum Herz zurücktransportieren können. Dadurch staut es sich auch hier in den Beinen und Flüssigkeit wird aus den Gefäßen in das umliegende Gewebe gedrückt. Krampfadern können durch diesen Mechanismus ebenfalls Ödeme verursachen (Abb. 3).
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Lymphödem: Aus jedem Blutgefäß tritt immer etwas Flüssigkeit ins das umliegende Gewebe aus, man bezeichnet diese Flüssigkeit als „Lymphe“. Um zu verhindern, daß sich diese Lymphflüssigkeit auf Dauer ansammelt werden alle Gewebe durch Lymphgefäße drainiert. In den einzelnen Geweben sind diese Gefäßen zunächst nur mikroskopisch fein; die feinen Gefäße vereinigen sich jedoch in ihrem Verlauf mit anderen Gefäßen zu größeren Lymphgefäßen (so ähnlich wie aus vielen kleinen Bächen im Verlauf große Flußströme entstehen), die durch die Lymphknoten fließen.
Der Abfluß der Lymphe durch die Lymphgefäße und Lymphknoten kann gestört sein, z.B. durch Absiedlungen von Krebszellen oder nach Operationen, bei denen man die Lymphknoten entfernen muß (z.B. bei Operationen des Brustkrebses). Kann die Lymphflüssigkeit aus diesen Gründen nicht abfließen staut sie sich an und es entsteht in der betroffenen Körperregion ein Lymphödem (häufige Folge einer Brustkrebsoperation nach Entfernung der Lymphknoten in der Achselhöhle (Abb. rechts)).
Lymphödeme können nur für einen kurzen Zeitraum nach der Operation auftreten, sich aber auch zu einem chronischen Problem mit ernsthaften Beschwerden entwickeln.
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Eiweißmangel: Die Eiweiße im Blut binden Wasser an sich. Diese Wasserbindung hat bei normalem Eiweißgehalt des Blutes zur Folge, daß das Blut-„Wasser“ in den Blutgefäßen zurückgehalten wird. Fehlt dieses Eiweiß aber oder ist deutlich weniger Eiweiß im Blut vorhanden dann entfällt diese Wirkung und das Blut-„Wasser“ kann verstärkt in die Gewebe des Körpers austreten, wo es dann zu Ödemen führt. Für einen solchen Eiweißmangel gibt es verschiedene Ursachen:
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Leberzirrhose: Bei dieser Krankheit kommt es zu bindegewebigen Vernarbungen der Leber. Sie funktioniert nicht mehr richtig, wobei u.a. auch die Bildung von Eiweißen (die Leber produziert sehr viel Eiweiß) vermindert ist.
Zusätzlich wird bei der Leberzirrhose der Blutfluß durch die Leber behindert. Dadurch kommt es zu einem zusätzlichen Blutstau in den Venen des Bauches und es kommt zum Flüssigkeitsaustritt in den Bauchraum (Aszites (Abb. rechts))
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Bestimmte Nierenerkrankungen: Beim sog. „nephrotischen Syndrom“ verliert die Niere ihre Filterfunktion für Eiweiß. Eiweiß, das normalerweise im Blut zurück gehalten wird verläßt den Körper nun vermehrt durch die Niere, sodaß hieraus ein Eiweißmangel resultiert
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Unterernährung: Dies betrifft Menschen in Hungergebieten oder zu Notzeiten (z.B. während länger andauernder Kriege); „Hungerödeme“ sind aus den Hungergebieten der Welt, aber auch aus 1. und 2. Weltkrieg bekannt.
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Entzündungen und Allergien: Durch entzündliche oder allergische Prozesse kann es zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Kapillaren kommen, durch die es zu einem vermehrten Flüssigkeitsaustritt ins Gewebe kommt (Abb. rechts).
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Medikamente: Dies betrifft hauptsächlich Medikamente zur Behandlung der Bluthochdruckkrankheit (Kalziumantagonisten), Magenschutzmedikamente („Protonenpumpenhemmer“), Östrogene und bestimmte Schmerz- oder Fiebermedikamente („nichtsteroidale Antiphlogistika“).
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Orthostatische Ödeme: Solche Wasseransammlungen entstehen meistens in den Beinen, wo der Druck in den Venen durch die Schwerkraft beim Stehen erhöht ist. Die Wirkung der Schwerkraft auf die Venen der Beine nennt man „Orthostase“. Durch die Wirkung der Schwerkraft kann es durch die Orthostase-bedingte Drucksteigerung in den Venen zu „orthostatischen Ödemen“ kommen, vor allem beim langem Stehen, Sitzen oder in warmer Umgebung (Abb. rechts).
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Inaktivitätsödem: Gesunde, körperlich aktive Menschen fördern den Blutabfluß aus den Beinen beim Gehen durch die „Muskelpumpe“. Hierdurch werden die Venen des durch die Muskeln der Beine zusammen gedrückt, was dazu führt, daß das Blut (bei intakten Venenklappen) aus den Beinvenen herausgedrückt wird. Vor allem bei körperlicher Inaktivität (z.B. bei älteren Menschen, bei Rollstuhlfahrern oder in einem gelähmten Bein) kann die Muskelpumpe aber nicht arbeiten, das Blut kann nicht mehr so gut abfließen und staut sich, sodaß „Inaktivitätsödeme“ entstehen.
Ödeme können also verschiedene Ursachen haben, die abgeklärt werden müssen, damit man richtig behandeln kann.
Welche Untersuchungen werden durchgeführt?
Die notwendigen Untersuchungen kann man einteilen in Basis- und erweiterte Untersuchungen.
Basisuntersuchungen
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Anamnese (Krankenvorgeschichte): Der Arzt fragt nach bestimmten ...
Ende der Leseprobe
In der Folge lesen Sie in den eBooks etwas über die Untersuchungen bei Ödemen und wie man sie behandelt.