Herzinsuffizienz

= Herzschwäche

(auch als ausdruckbare Broschüre, als PDF zur Ansicht auf dem Bildschirm Ihres Computers, padBook, kindle-Version und phoneBook erhältlich)


Beschreibung der Erkrankung

Einteilung

Einteilung nach der Form der Herzschwäche

Vorwärts- und Rückwärtsversagen des Herzens:

Jede der beiden Herzkammern (Film links) arbeitet ähnlich wie ein Sack, dessen Wände aus Muskulatur besteht und der 1 Eingang hat, durch den das Blut hinein fließt und 1 Ausgang, aus dem es herausgepumpt wird. Wenn die Muskulatur der Herzkammer geschwächt ist (z.B. durch einen abgelaufenen Herzinfarkt oder eine Herzmuskelerkrankung) kann es nicht genügend Blut pumpen, um die Bedürfnisse des Körpers und seiner Organe zu befriedigen (= Vorwärtsversagen).

Wenn die Wände der Herzkammern dick und unelastisch sind kann sich die Herzkammer nicht genügend mit Blut füllen. Die Blutmenge, die nicht von der Herzkammer aufgenommen und weg gepumpt werden kann staut sich vor dem Eingang der Herzkammer an (= Rückwärtsversagen).

Beide Formen der Herzschwäche (= Herzinsuffizienz) gehen von einem bestimmten Schweregrad an ineinander über, d.h. ein Rückwärtsversagen führt über kurz oder lang zum Vorwärtsversagen, ein Vorwärtsversagen geht sehr schnell in ein Rückwärtsversagen über.

Rechts- und Linksherzinsuffizienz

Das Herz besteht aus dem rechten Teil (mit rechter Vor- und Hauptkammer) und dem linken Teil (mit linker Vor- und Hauptkammer). Wenn der linke Teil geschwächt ist spricht man von Linksherz-, im anderen Fall von Rechtsherzinsuffizienz Arbeiten beide Herzteile geschwächte spricht man von „globaler“ Herzinsuffizienz (global = alle Herzteile betreffend).

Herzschwäche infolge zu niedriger und zu hoher Pumpleistung des Herzens

Wenn das Herz zu schwach arbeitet spricht man von „Herzschwäche infolge zu niedriger Pumpleistung“ oder von „low output-Insuffizienz“.
Es gibt jedoch Veränderungen am Kreislauf, in denen sich Blutgefäße extrem erweitern oder der Sauerstoffbedarf des Körpers extrem ansteigt. In diesen Fällen hat auch ein evtl. gesundes Herz Schwierigkeiten, so kräftig zu pumpen, daß es die erweiterten Blutgefäße füllen kann oder die extremen Sauerstoffbedürfnisse der Organe ausreichend bedienen kann. In diesen Fällen, in denen die Herzleistung „überfordert“ wird spricht man von „Herzschwäche infolge zu hoher Pumpleistung“ oder von „high output-Insuffizienz“.

Einteilung des Schweregrades

Der Schweregrad der Herzschwäche wird nach den Vorschlägen der Vereinigung der New Yorker Herzgesellschaft (= New York Heart Association = NYHA) eingeteilt:

Stadium 1: Keine Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit

Stadium 2: Leichte Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit; normale Tätigkeiten des täglichen Lebens (Spazierengehen, Treppesteigen) führen zu Beschwerden.

Stadium 3: Deutliche Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit; schon kleinere Tätigkeiten des täglichen Lebens führen zu Beschwerden.

Stadium 4: Schwere Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit; Beschwerden schon in körperlicher Ruhe (z.B. beim ruhigen Liegen im Bett).

Einteilung des Verlaufes

Eine Herzschwäche kann sich schleichend entwickeln (= chronische Herzinsuffizienz) oder plötzlich (= akut) entstehen, etwa wenn beim Herzinfarkt (= plötzliches Ereignis) große Teile des Herzmuskels absterben.

Krankheitserscheinungen

Luftnot

Führendes Symptom.

Kreislaufschema

In der Abb. links sehen Sie eine schematische Darstellung des Kreislaufes: Aus dem linken Teil des Herzens (rot gefärbt: Linke Vor- und linke Hauptkammer) fließt das Blut in alle Organe des Körpers. Von hier fließt es zurück zum rechten Teil des Herzens (blau gefärbt: Rechte Vor- und Hauptkammer). Das rechte Herz pumpt das Blut durch die Lungen und von hier aus strömt es wieder zurück zum linken Teil des Herzens. Wenn der linke Teil des Herzens vermindert (d.i. geschwächt) arbeitet dann wird sich das Blut vor seinem Eingang stauen, weil es nicht weg gepumpt werden kann. Vergleichbar ist dies mit einem Stau auf der Autobahn: An der Baustelle können nicht mehr so viele Autos vorbei fahren wie von hinten anrollen. Die Folge ist der Stau vor der Baustelle. Bei einer Schwäche des linken Herzens entsteht der Blutstau daher vor dem linken Herzen, d.h. in den Lungengefäßen.

Die Luftnot entsteht durch diesen Blutstau in den Lungen, die Lunge werden dadurch unelastisch und die Atemarbeit (= Muskelarbeit zur Bewegung des Brustkorbes zum Ein- und Ausatmen) wird gesteigert.

Der Unterschied zwischen krankhafter Luftnot bei Herzschwäche und der „normalen“ Luftnot bei Belastungen gesunder Menschen besteht im Belastungsausmaß, das zur Auslösung der Luftnot führt. Typischerweise berichten Menschen mit Herzschwäche, daß sie mit Eintritt der Krankheit Belastungen nicht mehr durchführen können, die ihnen früher problemlos möglich waren (z.B.: Konnte die Wohnung im 2. Stock früher mühelos erreicht werden, mit Eintritt der Krankheit zwingt Luftnot zur Pause nach dem 1. Stock). Übergänge zwischen „normaler“ Belastungsluftnot gesunder Menschen und Luftnot bei Herzschwäche sind oft fließend und nicht klar zu trennen (z.B. weil infolge zunehmenden Alters die körperlicher Leistungsfähigkeit normalerweise immer abnimmt).
Mit zunehmender Herzschwäche nimmt auch die Luftnot zu. Zunächst tritt sie nur bei sehr starken Anstrengungen, später in Ruhe auf. Bei leichten Formen der Herzschwäche kann man flach auf dem Rücken liegen, bei zunehmender Herzschwäche muß man den Kopf nachts beim Schlafen immer höher legen (durch Kissen), um besser Luft zu bekommen, in schweren Stadien schläft der Erkrankte im Sitzen, weil er ansonsten Erstickungsgefühle hat.

Wasseransammlung

Lungenoedem
    Wenn sich Blut vor dem geschwächten linken Herzen in den Lungen staut kann es zum Austritt von Blutflüssigkeit in das Lungengewebe kommen. Es handelt sich hier um „Gewebswasser“, das nicht mit einer Nadel abgesaugt werden kann (= Lungenödem, Abb. links).

Wenn der rechte Teil des Herzens geschwächt arbeitet kommt es zum Blutstau im gesamten Körper mit Ausnahme der Lungen (zum Verständnis: Siehe Abb. 1 ganz am Anfang). Hierdurch kommt es zu Wasseransammlungen (Gewebswasser) in allen Organen (z.B. Magen, Nieren, Leber). Besonders auffällig ist diese Wasseransammlung in den Beinen (Füße, Knöchel, Unterschenkel vor den Schienbeinen). Der Druck mit dem Finger auf das Schienbein hinterläßt eine mehr oder weniger tiefe Delle. In besonderen Fällen kann es auch zu Wassersammlungen im Brustraum (= Brustfell-Erguß = Pleuraerguß) oder im Bauch (= Aszites) kommen; dieses Wasser kann über eine Nadel abgesaugt werden.

Allgemeine körperliche Schwäche

Unspezifisches Symptom.

Sie entsteht bei fortgeschrittenem Vorwärtsversagen durch eine unzureichende Versorgung der Muskeln des Körpers mit Sauerstoff.

Nächtliches Wasserlassen

Gewebswasser, das sich tagsüber in den Körpergeweben angesammelt hat, wird nachts ausgeschieden. Typischerweise kommt es bei Herzinsuffizienz zu zunehmender Häufigkeit nächtlichen Wasserlassens (manchmal 4 - 5mal). Bei jedem Wasserlassen werden große Menge Urin ausgeschieden.

Andere Symptome

Alpträume und Verwirrung entstehen durch eine verminderte Versorgung des Gehirnes mit Sauerstoff.

Untersuchungsergebnisse

Körperliche Untersuchung

Wasseransammlungen in den Beinen (= Ödeme) sind leicht zu erkennen (Druck auf Schienbein hinterläßt Delle im Gewebe). Die geschwollene Leber läßt sich tasten, Wasseransammlungen im Lungengewebe lassen sich mit dem Stethoskop beim tiefen Einatmen abhören. Die Ansammlung freien Wassers im Brustkorb (Pleuraerguß) läßt sich durch Beklopfen und Abhören der Brust, Wasseransammlungen im Bauch (= Aszites) durch Betasten des Bauches feststellen.
Die Haut ist wegen einer Verengung der Blutgefäße der Haut oft kühl und bläulich.

Manchmal zeigt die körperliche Untersuchung Ursachen der Herzschwäche (z.B. Herzgeräusch bei Herzklappenfehler, Geräusche über Blutgefäßen bei Kurzschlüssen zwischen Arterie und Vene.

Röntgenbild

RoentgenbildDas Röntgenbild zeigt eine oft deutliche Vergrößerung des Herzens und die Wasseransammlungen in Lungengewebe (Abb. 3) und Brustraum.

EKG

Das EKG hilft bei der Feststellung einer Herzschwäche wenig, dient aber zur Feststellung der Ursache (z.B. durch Feststellung einer Infarktnarbe oder einer Herzmuskelverdickung).

Echokardiogramm

Die Echokardiographie ist die wichtigste Untersuchung bei einer Herzschwäche. Sie zeigt nicht nur die Größe und Pumparbeit der Herzkammern, sondern auch die Funktion der Herzklappen oder eventuelle andere Ursache für die Herzschwäche. Im typischen Fall einer Herzmuskelschwäche erkennt man wie in den Filmen unten die Vergrößerung der linken Herzkammer und deren müden Bewegungen. In Fällen, in denen ein Herzklappenfehler Ursache der Herzschwäche ist kann man auch diesen Fehler und seinen Schweregrad erkennen. Mehr Informationen hierzu finden Sie in der Broschüre über die Echokardiographie.

Normale Pumpfunktion der Herzkammer im Echo-Bild

Eingeschränkte Pumpfunktion

Einschwemmkatheteruntersuchung

Siehe „Einschwemmkatheteruntersuchung“.

Mit dieser Untersuchung wird der Blutdruck in der Lungenarterie gemessen. Durch die Stauung des Blutes vor dem geschwächten linken Herzen kommt es zum Anstieg des Blutdruckes in der Lungenarterie. Bei schweren Formen der Herzschwäche ist der Blutdruck schon in Ruhebedingungen erhöht, bei leichteren Formen steigt er erst unter körperlicher Belastung krankhaft an.

Eine Einschwemmkatheteruntersuchung benutzt man, um in Fällen, in denen die Ursache von Luftnot beispielsweise auch nach den anderen hier beschriebenen Untersuchungen unklar geblieben ist weiter abzuklären und um zu klären, ob eine Herzschwäche hierfür verantwortlich ist. Man kann sie auch dazu benutzen, den Schweregrad einer Herzschwäche genau zu definieren, wenn man beispielsweise daran denken muß, eine Herztransplantation vorzunehmen. Die Einschwemmkatheteruntersuchung wird heute mehr und mehr durch eine Spiroergometrie (siehe unten) ersetzt.

Spiroergometrie

Mit einer Spiroergometrie mißt man die Menge der Atemluft, die ein Mensch in Ruhe und unter einer Belastung auf dem Fahrradergometer ein- und ausatmet. Ebenfalls bestimmt man dabei die Menge des Sauerstoffs, den der Körper in Ruhe und unter Belastung aufnimmt und die Menge des Kohlendioxids, das er abgibt. Besonders die Messung der maximalen Sauerstoffaufnahme unter Belastung ermöglicht die Beurteilung der Leistungsfähigkeit des Körpers und natürlich auch des Herzens und der Lungen. Dabei gilt, daß die Herzschwäche um so schwerer ist desto geringer die maximale Sauerstoffaufnahme des Herzens ist. Mit Hilfe der maximalen Sauerstoffaufnahme unter Belastung kann daher feststellen, wie weit fortgeschritten eine Herzschwäche ist. Die Untersuchung wird ebenso wie die Einschwemmkatheteruntersuchung dazu benutzt, um in Fällen unklarer Luftnot zu klären, ob eine Herzschwäche vorliegt, oder ob eine Bronchial- oder Lungenerkrankung für die Luftnot verantwortlich ist.

Laboruntersuchungen

Blutuntersuchungen sind zur Abklärung der Ursachen einer Herzschwäche nur wenig sinnvoll.

Es gibt allerdings einen Blutwert (BNP = Brain Natriuretic Peptide), der sehr hilfreich ist, in Fällen unklarer Luftnot oder Wasseransammlungen im Gewebe zu klären, ob eine Herzschwäche vorliegt. Wenn dieser Wert normal ist kann man eine Herzschwäche als Ursache der Beschwerden oder Untersuchungsbefunde weitestgehend ausschließen

Eine Vielzahl anderer Meßwerte dient dazu, die Auswirkungen der Herzschwäche auf den Wasser- und Salzhaushalt des Körpers oder die Nierenfunktion zu untersuchen. Diese Werte sollten daher bei jedem Verdacht auf das Vorliegen einer Herzinsuffizienz bestimmt werden.

Magnetresonanz- (Kernspin-) Tomographie (MRT)

Eine MRT-Untersuchung wird meistens bei Patienten durchgeführt, bei denen eine Echokardiographie wegen schlechter Bildqualität (z.B. infolge Lungenüberblähung oder Übergewicht) keine ausreichende Darstellung des Herzens erlaubt.

Die Kernspintomographie ermöglicht eine genaue Bestimmung der Herzgröße, der Wanddicke der Herzkammern, eines verdickten Herzbeutels. Und sie zeigt die Pumpfunktion der Herzkammern sehr genau (Film links).

Sie kann aber auch dazu benutzt werden, um Narben nach kann Herzmuskelentzündungen darstellen (Abb. links) und ermöglicht die Entdeckung und Größenbestimmung von Herzmuskelnarben (z.B. nach einem Herzinfarkt oder einer Herzmuskelentzündung).

(Abb. links: Darstellung einer Herzmuskelentzündung im Kernspin-CT. Man erkennt sie an der Kontrastmittelspeicherung (= weißen Linien, „late enhancement“) in der Mitte der Herzwand (Pfeile)).

Linksherzkatheteruntersuchung

Film links: Darstellung einer vergrößerten und stark ermüdeten linken Herzkammer bei Herzmuskelerkrankung

Sie hat keine Bedeutung bei der Feststellung der Herzinsuffizienz, erklärt aber oft ihre Ursache. Es handelt sich um eine sehr wichtige Untersuchung, weil ohne ihre Ergebnisse keine ursächliche Behandlung der Herzschwäche erfolgen kann. Beispielsweise können sowohl eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels (Film 4, Abb. links) als auch ein schwerer Herzklappenfehler zur Herzschwäche führen. Die für den Betroffenen zu verspürenden Symptome (Luftnot, Wasseransammlungen in den Beinen) sind identisch, die Behandlung aber völlig unterschiedlich: Eine Durchblutungsstörung kann mittels Ballonerweiterung (PTCA, siehe „Koronare Herzkrankheit“ und „Ballonerweiterung“) behandelt werden, ein Herzklappenfehler durch eine Herzklappenoperation.

Abb. links: Darstellung der linken Herzkranzarterie bei der Herzkatheteruntersuchung. Ein großer Ast der Arterie ist verschlossen (Pfeil rechts oben), ein weiterer Ast hochgradig verengt (Pfeil links unten). Aus dieser Durchblutungsstörung des Herzmuskels resultierte eine schwere Herzschwäche.

Krankheiten mit ähnlichen Erscheinungen

Die Symptome der Herzinsuffizienz sind vieldeutig (= unspezifisch):

Luftnot kann durch Lungenerkrankungen (z.B. Lungenüberblähung, Asthma) entstehen. Viele Menschen empfinden die Luftnot bei geringem körperlichem Trainingszustand ihres Körpers als Luftnot. Mit zunehmendem Alter nimmt die körperliche Leistungsfähigkeit des Körpers ab. Viele Menschen empfinden dies ebenfalls als Luftnot.

Wasseransammlung in den Beinen können auch bei Krampfaderleiden entstehen.

Allgemeine Schwäche kann durch nahezu alle schweren Krankheiten entstehen.

Nächtliches Wasserlassen kann durch Prostatavergrößerung entstehen, wenn die Blasenentleerung unvollständig ist und schon kleinere Mengen nachlaufenden Urins das Gefühl des Wasserlassen-müssens hervorrufen. Bei Frauen sind auch gynäkologische Ursachen möglich.

Wegen der Vieldeutigkeit der Beschwerden sind die körperlichen Erscheinungen der Herzinsuffizienz im allgemeinen sehr uncharakteristisch. Es sind daher oft viele der vorhin beschriebenen Untersuchungen notwendig um zu klären, ob die Symptome auf eine Herzschwäche oder eine andere Krankheit zurückzuführen sind.

Komplikationen

Die Herzinsuffizienz ist an sich schon eine Komplikation (z.B. einer Herzmuskelerkrankung, eines Herzklappenfehlers, einer Herzentzündung, einer koronaren Herzkrankheit oder eines Herzinfarktes).

Zu den Komplikationen im engeren Sinne gehören:

  • Lungenödem: Massive Wasseransammlung im Lungengewebe mit der akuten Gefahr der Erstickung
  • Nierenversagen: Durch die zunehmende Herzschwäche kann es zu einer verminderten Durchblutung der Nieren kommen. Man kann dies mit einem Blutwert (Kreatinin) messen. Durch das Nierenversagen verschlechtert sich die Wasserausscheidung des Körpers und es sammelt sich zusätzliches Wasser an. Dies wiederum führt wie in einem Teufelskreis zu einer weiteren Verstärkung der Herzschwäche.
  • Salzmangel und Salzüberschuß: Bedingt durch den Versuch des Körpers, die Herzschwäche mit eigenen Mitteln zu „reparieren“ erhöht der Körper sein Blutvolumen. Dies geschieht nicht durch die Bildung von roten (oder weißen) Blutkörperchen, sondern durch die verminderte Ausscheidung von Wasser durch die Nieren. Dadurch, daß das Blut nun mehr Wasser enthält werden bestimmte Körpersalze (Natrium) regelrecht verdünnt. Eine solche Natrium-Verdünnung ist daher in fortgeschrittenen Fällen der Herzschwäche ein schlechtes Zeichen.

Bei dem Versuch der Niere, das Blutvolumen zu steigern wird neben dem Wasser ein anderes Blutsalz (Kalium) vermindert ausgeschieden. Durch diese verminderte Kaliumausscheidung nimmt der Gehalt des Blutes an Kalium zu. Kalium ist aber im Gegensatz zu Natrium für die elektrischen Vorgänge des Herzens äußerst wichtig. Daher kann ein erhöhter Kaliumspiegel im Blut zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen.

  • Herzrhythmusstörungen: Sowohl durch die eben beschriebene Kaliumansammlung im Blut als auch durch die Vergrößerung der Herzkammern können Herzrhythmusstörungen entstehen. Am häufigsten findet man „Vorhofflimmern“ und ventrikuläre Extrasystolen.

(Abb. rechts) Vorhofflimmern kann durch die Gefahr von Embolien zu schweren Komplikationen (Schlaganfall, Augen-, Nieren-, Darmembolien) führen. Darüber hinaus verschlechtert das Vorhofflimmern die Pumpleistung des Herzens und verstärkt dadurch die Herzschwäche.

    • Ventrikuläre Extrasystolen
  • Es handelt sich um vorzeitig und zusätzlich auftretende Herzschläge, die in den Hauptkammern des Herzens entstehen.

    Einzeln auftretende Extrasystolen (Abb. links) sind, auch wenn sie gehäuft auftreten an sich nicht gefährlich.

  • Lebensgefährlich werden sie aber dann, wenn sie nicht mehr einzeln, sondern in Form von Salven (Abb. links)

  • oder sogar von ventrikulären Tachykardien (Abb. links) auftreten („Herzrhythmusstörungen“). In diesen Fällen droht ein Herzstillstand durch Kammerflimmern (Abb. rechts) und der plötzliche Herztod.

Notfälle

Die akute Herzinsuffizienz ist lebensgefährlich:

Hier droht die Erstickung, weil durch die Wasseransammlung in den Lungen (Lungenödem) nicht mehr genügend Sauerstoff ins Blut und damit zu den Organen gelangen kann. Beim Fortschreiten einer chronischen Herzinsuffizienz droht dieselbe Gefahr. Desweiteren drohen bei zunehmender Herzschwäche lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen.

Die akute Herzinsuffizienz macht sich durch plötzlich (!) auftretende Luftnot mit oder ohne andere Begleitsymptome (z.B. Angina pectoris oder Herzrhythmusstörungen) bemerkbar.

Eine gefürchtete Komplikation der Herzinsuffizienz ist das Auftreten bösartiger Herzrhythmusstörungen. Bis zu 50% aller Menschen mit Herzschwäche können im Verlauf ihrer Erkrankung (abhängig vom Schweregrad der Herzschwäche) an den Folgen solchen bösartiger Herzrhythmusstörungen plötzlich sterben. In einigen Fällen kündigen sich solche bösartigen Herzrhythmusstörungen durch Schwindelerscheinungen oder plötzliche Ohnmachtsanfälle an. Das Auftreten solcher bösartigen Herzrhythmusstörungen ist der Grund dafür, weshalb zunehmend spezielle Schrittmacher (siehe unter „Therapie“) eingesetzt werden

Vorbeugende Maßnahmen

Die Herzinsuffizienz entsteht als Komplikation anderer Erkrankungen. Vorbeugung gegen Herzinsuffizienz bedeutet daher Vorbeugung anderer Herzerkrankungen. Siehe koronaren Herzkrankheit, Herzklappenfehler, Herzmuskelerkrankung.

Eine der häufigsten Ursachen der Herzinsuffizienz ist die Bluthochdruck-Krankheit. Hier verdicken sich die Herzwände, der Herzmuskel wird unelastisch und es entsteht ein Rückwärtsversagen. Es ist daher für Menschen mit bekannten Hochdruckkrankheit von großer Bedeutung, daß sie ihren Blutdruck oft kontrollieren und sehr streng einstellen lassen.

Bei chronischen Lungenerkrankung, z.B. Lungenüberblähung, chronisches Asthma bronchiale) kommt es indirekt zu einer Funktionsstörung der Blutgefäße der Lungen. Sie verengen sich zunehmend, was dazu führt, daß die rechte Herzkammer teilweise enormen Druck aufwenden muß, um das Blut durch die Lungen zu pumpen. Die kann ebenfalls zur Schwäche des rechten Herzens führen. Hier kann man vorbeugen durch Verhinderung der Entstehung solcher Lungenerkrankungen, insbesondere durch Vermeidung oder Aufgabe des Zigarettenrauchens.

Auch Herzrhythmusstörungen können zur Herzschwäche führen, nämlich wenn das Herz zu langsam oder schnell schlägt, um die vom Körper benötigte Blut- und Sauerstoffmenge zu liefern. Zur Vorbeugung und Behandlung: siehe Herzrhythmusstörungen.

Faktoren, die Risiko erhöhen, im Laufe des Lebens zu erkranken

Siehe „Vorbeugende Maßnahmen“.

Zur Erkennung von Krankheiten, die in ihrem Verlauf zur Herzschwäche führen können ist es von besonderer Bedeutung, Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen, bei denen nach solchen Krankheiten gesucht wird und die dann frühzeitig behandelt werden können.

Verhaltensweisen, die die Heilung fördern

Oberstes Prinzip ist die Behandlung der Grundkrankheit, die die Herzinsuffizienz ausgelöst hat. Daher ist die genaue Suche nach der Ursache unerläßlich. Bei Behandlung der Grunderkrankung läßt sich die Herzinsuffizienz oft beseitigen, ihr Schweregrad vermindern oder eine Verschlimmerung verhindern.
Gelingt die Beseitigung der Grunderkrankung nicht oder ist sie nur unvollständig möglich oder sind die durch die Grundkrankheit entstandenen Schäden zu groß, als daß die Herzinsuffizienz vollständig beseitigt werden könnte sind folgende Verhaltensweisen wichtig:

Körperliche Schonung:

Wie jedes krankes Organ muß auch das geschwächte Herz entlastet und geschont werden. Die geschieht, indem körperliche Überlastungen vermieden werden. Was eine noch normale und zulässige Belastung ist und wo die Überlastung beginnt ist von Mensch zu Mensch, von Herzinsuffizienz zu Herzinsuffizienz unterschiedlich.

Generell gilt:

Vermeidung von großen Flüssigkeitsmengen:

Menschen mit Herzschwäche neigen zur Flüssigkeitsansammlung in Lungen und allen anderen Organen (siehe oben). Diese vermehrte Flüssigkeitsansammlung, die auch bei gesunder Nierenfunktion nicht ausreichend ausgeschieden werden kann, verschlechtert die Herzleistung zusätzlich und schädigt das ohnehin geschwächte Herz zusätzlich. Die durch die Herzschwäche entstehende zusätzliche Flüssigkeitsansammlung kann durch entwässernde Medikamente beseitigt werden. Um die Menge der hierzu notwendigen Medikamente zu verringern ist es jedoch notwendig, die Flüssigkeitszufuhr (= Trinkmenge) zu vermindern. Menschen mit schwerer Herzschwäche dürfen beispielsweise täglich nicht mehr als 1.5 l Flüssigkeit zu sich nehmen. Die erlaubte Trinkmenge ist abhängig vom individuellen Schweregrad der Krankheit und evtl. Begleitkrankheiten (z.B. Nierenkrankheit) und muß für jeden Menschen individuell festgelegt werden.

Grundsätzlich verboten sind bei Menschen mit Herzschwäche alkoholhaltige Getränke, weil Alkohol die Funktion auch des gesunden Herzmuskels schwächt. Mehr als 1 Glas Bier oder Wein täglich (oder entsprechende Mengen anderer Alkoholika) sind nicht erlaubt.

Ernährung

Schwer verdauliche Speisen und solche, die zu Blähungen führen, sollten vermieden werden.

Es sollte darauf beachtet werden, leichte, eiweißhaltige Speisen zu sich zu nehmen. Der Energiegehalt der Nahrung (Kalorien) sollte eher etwas erhöht werden, da Menschen mit Herzschwäche i.d.R. einen verminderten Appetit haben und weniger essen. Bei der Zuteilung der täglichen Kalorien muß aber unbedingt evtl. Übergewicht berücksichtigt werden. Übergewicht und Fettsucht sind außerordentlich schädlich für geschwächte Herzen, da die Durchblutung des Fettgewebes den Kreislauf sehr belastet (Man stelle sich die Kreislaufbelastung bei einem normal gewichtigen Menschen vor, der tagtäglich sein Übergewicht in Form eines Rucksackes mitschleppen muß).

Die Flüssigkeitsansammlungen bei Herzschwäche kommen unter Beteiligung bestimmter Blutsalze (Natrium) zustande, die sich infolge der Arbeitsweise der Nieren bei Herzinsuffizienz verstärkt ansammeln. Menschen mit Herzinsuffizienz sollten sich daher natriumarm (= kochsalzarm) ernähren. Außer in Extremfällen der Herzschwäche ist es ausreichend, wenn „normal“ gekocht wird, aber am Tisch nicht mehr zugesalzen wird. Salzhaltige Speisen (z.B. Wurst, bestimmte Fleischsorten, bestimmte Konserven (auf Warenschilder achten!) sollten vermieden werden.

Medikamenten-Einnahme

Siehe Therapie

Ärztliche Untersuchungen

Siehe „Wann muß der Hausarzt aufgesucht werden

Verhaltensweisen, die die Krankheit verschlimmern

Siehe "Verhaltensweisen, die die Heilung fördern"

Therapie

Grundprinzip der Behandlung ist die Therapie der Grunderkrankung (z.B. Behandlung der Herzrhythmusstörungen, des hohen Blutdruckes, der Lungenerkrankung, der koronaren Herzkrankheit oder des Herzklappenfehlers. Wenn dies nicht oder nur unzureichend möglich ist:
Medikamente

Digitalis

Inhaltsstoff des Fingerhutes, heute überwiegend vollkommen synthetische Herstellung.

Digitalis wirkt weniger über eine Kräftigung des Herzmuskels als vielmehr über eine günstige Beeinflussung des vegetativen Nervensystems (N. vagus) und hat günstige Auswirkung auf die Herzfrequenz, die bei Herzschwäche oft erhöht ist. Es lindert zudem die Beschwerden, ohne daß man wüßte, warum. Digitalis sollte heutzutage sinnvollerweise nur bei Formen der Herzinsuffizienz mit bestimmten Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern, siehe Herzrhythmusstörungen und bei Menschen mit starken Herzinsuffizienz-Beschwerden eingesetzt werden.

Diuretika

Entwässernde Medikamente.

Die Entwässerung des Körpers mit Diuretika ist einer der elementaren Behandlungsprinzipien der Herzschwäche. Es sind verschieden starke Medikamente verfügbar.
Die meisten Diuretika wirken über den Entzug von Natrium, das entweder vermehrt ausgeschieden wird und dabei Wasser „mitreißt“. Man unterscheidet hier zwischen stark wirksamen und „kaliumsparenden“ Diuretika. Die stark wirksamen Diuretika nennt man „Schleifendiuretika“, weil sie auf die sogenannten Henle´schen Schleifen der Nieren wirken, wo die Ausscheidung und Rückresorption der Blutsalze erfolgt.

Der übermäßige Entzug der Blutsalze durch diese Medikamente kann gefährlich werden und zu bedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen, daher sind regelmäßige Blutkontrollen zur Prüfung des Salzgehaltes notwendig.

Seit einigen Jahren wird vermehrt ein Diuretikum eingesetzt, das lange Zeit nahezu in Vergessenheit geraten war: Spironolakton. Es wirkt über die Blockade eines Hormons namens Aldosteron und wird daher auch als Aldosteronantagonist bezeichnet. Aldosteron wirkt u.a. an der Niere, wo es dafür zuständig ist, daß das Blutsalz „Natrium“ im Austausch gegen Kalium vermehrt im Körper zurück gehalten wird. Bei Menschen mit Herzschwäche produzieren die Nebennieren besonders viel Aldosteron, was zur Folge hat, daß vermehrt Natrium und damit Wasser im Körper verbleibt. Die Aldosteronantagonisten blockieren diesen Mechanismus und führen hierdurch über den Austausch von Natrium gegen Kalium in der Niere zur vermehrten Wasserausscheidung.

Ebenso wie für die „normalen“ Diuretika gilt besonders für die Aldosteronantagonisten, daß sie zu gefährlichen Entgleisungen der Blutsalze und zur Verschlechterung der Nierenfunktion führen können. Daher sind auch bei diesen Medikamenten regelmäßige Blutuntersuchungen mit Bestimmung der Blutsalz und der Nierenfunktion (Kreatinin-Wert) unerläßlich.

Gefäßerweiternde Medikamente

Diese Medikamente wirken indirekt herzkräftigend, indem sie die Blutgefäße erweitern und es dem Herzen daher erleichtern, das Blut in diese Gefäße zu pumpen. In höheren Dosen werden sie auch zur Senkung des Blutdruckes bei Hochdruckkrankheit eingesetzt. Sie sind unverzichtbare Bestandteile der Behandlung der Herzschwäche und haben seit ihrer Einführung die Lebenserwartung der Patienten deutlich verlängert.

Gefäßerweiternde Medikamente müssen bis zur Verträglichkeitsgrenze (d.i. bis zum Auftreten von Schwindel bei zu starker Erniedrigung des Blutdruckes) dosiert werden, weil sie nur dann ihre optimale Wirkung entfalten können.

Ältere gefäßerweiternde Medikamente (z.B. Hydralazin) sind wenig hilfreich, denn ihr günstiger Effekt der Blutgefäßerweiterung wird durch Gegenregulationen des Körpers (Anstieg der Herzfrequenz) aufgehoben.

Die modernen Medikamente (ACE-Hemmer, z.B. Captopril, Enalapril oder AT1-Blocker, z.B. Valsartan, Losartan) haben diese „Nebenwirkungen“ nicht.
ACE-Hemmer und AT1-Blocker hemmen die Wirkung eines körpereigenen Hormons (Angiotensinogen), das auch in die Nierenfunktion eingreift. Daher sind unter laufender ACE-Hemmer-Therapie regelmäßige Laboruntersuchungen der Nierenfunktion und der Blutsalze notwendig.

Nitrate wirken über eine Erweiterung der großen Körpervenen und führen dadurch über eine Verminderung des Blutrückflusses zum Herzen zu einer Herzentlastung. Sie sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Behandlung (siehe koronare Herzkrankheit).

ß-Blocker (sprich: beta-Blocker)

Eigentlich handelt es sich um Medikamente, die durch die Hemmung der sogenannten ß-Rezeptoren des Herzens und der Gefäße die Herzkraft schwächen und die Geschwindigkeit des Herzschlages vermindern. Sie galten daher lange Zeit über als Gift für Patienten mit Herzschwäche und waren streng verboten.
Ende der 80er Jahre hingegen haben einige schwedische Ärzte „per Zufall“ entdeckt, daß Menschen mit Herzschwäche deutlich länger leben, wenn sie mit ß-Blockern behandelt werden. Seit dieser Zeit sind zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen übereinstimmend zu der Erkenntnis gelangt, daß diese Medikamentengruppe tatsächlich äußerst wirksam ist. Heute gehören ß-Blocker zu den Basismedikamenten jedes Menschen mit Herzschwäche. Warum sie das Leben von Menschen mit Herzschwäche deutlich verlängern ist nicht genau bekannt:

Es wird vermutet, daß sie das Herz in eine Art Schongang versetzen, sodaß es besser mit dem ihm zugelieferten Sauerstoff haushalten kann.
ß-Blocker sind aber auch dafür bekannt, daß sie zu einer wirksamen Unterdrückung von gefährlichen und tödlichen Herzrhythmusstörungen führen.
Bei Menschen mit Herzschwäche arbeitet das sympathische Nervensystem auf Hochtouren. Durch die verstärkte Arbeit des Sympathikus, zu dem auch Kreislaufhormone wie die Katecholamine gehören werden die Blutgefäße verengt (was zur Steigerung des Blutdruckes führt) und Pulsfrequenz und Herzkraft gesteigert. Diese Gegensteuerungsmechanismen sollten die Durchblutung der Körperorgane wieder verbessern.

Diese permanente Stimulation des sympathischen Systems führt zu andauernden Stimulation der sogenannten ß-Rezeptoren des Herzens, die dadurch auf Dauer Schaden nehmen, unempfindlich und schließlich sogar abgeschaltet und vermindert werden können. Die ß-Blocker können diesen Effekt umkehren, was zur Folge hat, daß sich diese wichtigen Rezeptoren wieder erholen.

Die permanente sympathische Aktivierung wird daneben auch für eine zunehmende Funktionsstörung und den Tod von Herzmuskelzellen verantwortlich gemacht. Betablocker hemmen diesen „giftigen“ Effekt der Katecholamine.

Eingesetzt werden die Wirkstoffe Carvedilol, Bisoprolol und Metoprolol.

ß-Blocker dürfen zu Beginn der Behandlung nur in geringen Mengen eingesetzt werden, damit die eingangs beschriebenen Effekte nicht zu einer zusätzlichen Verschlechterung der Herzfunktion führen. Daher muß man die anfänglich geringe Dosierung im Verlauf der kommenden Wochen und Monate soweit wie möglich steigern.

Herzkräftigende Medikamente

Sie wirken direkt auf die Kraft des Herzmuskels.

Es handelt sich um Medikamente, die die Wirkung körpereigener Hormone (Katecholamine) imitieren (Dopamin, Dobutamin). Sie können nur intravenös (über Infusion) gegeben werden.

Ihr Einsatz ist schweren Formen der Herzinsuffizienz vorbehalten, die mit anderen Maßnahmen nicht mehr behandelt werden können und sie können nur kurzfristig (z.B. einige Tagen bis maximal einige Wochen) gegeben werden, da sie ansonsten zur Herzschädigung führen.

Als Tabletten einzunehmende herzkräftigende Medikamente (z.B. Amrinon) führen zu lebensgefährlichen Schädigungen des Herzens und zu Todesfällen. Sie werden daher nicht mehr eingesetzt.

Kombinationsbehandlung

Die oben beschriebenen Medikamente werden nicht alleine, sondern stets in Kombination eingesetzt.

Zu Beginn werden stets gefäßerweiternde Medikamente (ACE-Hemmer) und ß-Blocker eingesetzt. Diese Behandlung erfolgt bereits dann, wenn der erkrankte Mensch noch keine Beschwerden hat. Auch die Dosierung dieser Medikamente ist unabhängig davon, ob der Erkrankte Beschwerden infolge seiner Herzschwäche hat, d.h. die Dosierung der Medikamente muß immer so hoch wie möglich sein.

In weiter fortgeschrittenen Fällen, bei denen der Erkrankte Wasseransammlungen im Körper und Luftnot bekommt oder bei denen die bislang eingesetzten Medikamente nicht zu einer Besserung der Beschwerden geführt hat ergänzt man die Medikamentenliste um

Es ist wichtig, daß diese Medikamentenkombination lebenslang eingenommen werden muß. Dies gilt besonders für die gefäßerweiternden Medikamente und die ß-Blocker, während man den Einsatz der entwässernden Medikamente von den Beschwerden abhängig machen kann. Die lebenslange Einnahme der gefäßerweiternden Medikamente und ß-Blocker soll schließlich die Lebenserwartung der erkrankten Menschen verlängern und nicht nur Beschwerden lindern.
Wenn im Rahmen der Herzschwäche Vorhofflimmern auftritt (was nicht ungewöhnlich ist) müssen die oben beschriebenen Medikamente noch um „blutverdünnende“ und gerinnungshemmende Medikamente (Marcumar®) ergänzt werden. Die Gabe einfachen Aspirins® oder von ASS ist hier nicht ausreichend, um drohende Embolien zu verhindern. Lesen Sie hierzu auch „Was Sie über Marcumar wissen sollten“ und „Was Sie über Vorhofflimmern wissen sollten“.

Spezielle Herzschrittmacher

Zwei-Kammer-Schrittmacher

Bei bestimmten Formen der Herzschwäche greift die Krankheit, die zur Schwächung des Herzmuskels geführt hat auch auf das elektrische Leistungssystem des Herzens über; lesen Sie mehr über das elektrische System des Herzens in der Broschüre über Herzrhythmusstörungen.

Das elektrische System ist dafür zuständig, daß die elektrischen Impulse in einer ganz bestimmten Weise über das Herz geleitet werden. Hierdurch kommt es dazu, daß die verschiedenen Teile des Herzens, also die oben, die unten, die in der Mitte, die vorne und hinten gelegenen Gebiete in einer bestimmten Reihenfolge elektrisch erregt und damit mechanisch aktiv werden. Dieser normale Ablauf in der Reihenfolge der Aktivierung der verschiedenen Herzabschnitte führt dazu, daß die Herzkammern sehr ökonomisch arbeiten können. Sie man das Herz aus der Sicht eines Chirurgen (Film links) dann erkennt man, daß es in einer sich drehenden Bewegung arbeitet.

Wenn nun diese normale Aktivierungsreihenfolge gestört wird, z.B. weil das elektrische System des Herzens erkrankt, dann führt dies zwangsläufig auch zu einer Störung des oben beschriebenen normalen Aktivierungsablaufes der einzelnen Herzanteile. Besonders beiden Herz-Hauptkammer arbeiten nun nicht mehr vollkommen synchron und aufeinander abgestimmt; man nennt dieses Phänomen die „Desynchronisierung“ des Herzens. Die Folgen einer solchen Desynchronisation können die Arbeitsweise einer Herzkammer erheblich beeinträchtigen und verschlechtern: Normalerweise zieht sich die Muskulatur der Herzkammer mehr oder weniger konzentrisch zusammen, sodaß das Blut nur einen einzigen Weg nehmen kann, nämlich denjenigen aus der Ausgangsklappe der Kammer in die Hauptschlagader hinein.

Film links: Normale Pumparbeit der linken Herzkammer

Wenn sich nun nur beispielsweise 2 der 4 Herzwände zusammenziehen, die anderen beiden Wände aber nicht, verspätet oder nicht mit den anderen Wänden synchronisiert dann wird das Blut nur zu einem Teil aus der Ausgangsklappe ausgepumpt; der Rest verschiebt sich innerhalb der Herzkammer hin- und her.

(Film links: Normale und desynchronisierte Pumparbeit der Herzkammer: Oben (in rot) normale Pumparbeit; unten (in schwarz) Ausbeulung der Kammerwand nach außen.)

Daß eine solche Desynchronisation eingetreten ist kann man beispielsweise im EKG am Auftreten eines Linksschenkelblockes oder „Arborisationsbocks“ erkennen. Die Verbreiterung des elektrischen Impulses der Hauptkammer (Abb. unten) zeigt, daß der elektrische Impuls sehr lange benötigt, um den gesamten Muskel der Herzkammer zu erregen. Normalerweise geschieht diese elektrische Erregung des gesamten Muskels der Hauptkammern innerhalb von 120 msec (= 0,12 sec), bei desynchronisierten Herzen dauert diese „Kompletterregung“ des Herzmuskels manchmal mehr als 150 msec. Und diese enorme Verzögerung bedeutet eine in der Regel asynchrone Erregung der Herzkammern und damit eine sehr unökonomische Arbeitsweise.

Abb. links: Normales EKG und Schenkelblock. Beachten Sie im linken Bild den schlanken QRS-Komplex (= elektrische Aktion der Hauptkammern) und im rechten Bild die Verbreiterung und Verplumpung des Kammerkomplexes.

Mit Hilfe von speziellen Herzschrittmachern (CRT-Schrittmacher = Cardial resynchronization therapy) kann man dieser Desynchronisation entgegen arbeiten: Dazu werden elektrische Kabel (= Elektroden) in die rechte Vorkammer, die rechte Hauptkammer und (über einen Umweg über den „Koronarsinus“) gelegt. Die Elektrode in der rechten Vorkammer dient dazu, die eigenen Aktionen des Herzens zu erkennen. Die Elektroden in rechter und linken Hauptkammer werden in einem ganz bestimmten zeitlichen Abstand aktiviert, sodaß beide Hauptkammern in einer bestimmten Reihenfolge aktiviert werden und pumpen können. Weil diese Schrittmacher beide Herzkammern aktivieren nennt man sie „biventrikuläre Schrittmacher“ oder (abgekürzt:) BiVents.

Sie sorgen dafür, daß die elektrische Erregung wieder in nahezu natürlicher Weise über das Herz läuft. Hierdurch kann man dann das Herz wieder „resynchronisieren“. Der Erfolg ist, daß die Arbeitsweise der linken Herzkammer wieder ökonomischer wird. Durch die verbesserte ökonomische Arbeitsweise verbessern solche Schrittmacher die Symptome, die Leistungsfähigkeit des Herzens und auch die Lebensdauer der erkrankten Patienten.

Nicht jeder Patient mit einer Herzschwäche kann einen solchen Spezialschrittmacher bekommen. Das wichtigste Kriterium für die Auswahl der Patienten ist die Dauer der elektrischen Erregung der Hauptkammern. Man kann diese Dauer im EKG an der Zeitdauer des „QRS-Komplexes“ (siehe „Was Sie über EKGs wissen sollten“) ausmessen. Sinnvoll ist die Implantation eines BiVent-Schrittmachers nur bei einer QRS-Dauer von 150 msec.

Automatischer implantierbarer Defibrillator

Eine der Gefahren der Herzschwäche besteht im Auftreten schwerwiegender und oft tödlicher Herzrhythmusstörungen (ventrikuläre Tachykardie, Kammerflimmern). Solche Herzrhythmusstörungen behandelt man mit Elektroschocks, wie Sie sie aus dem Fernsehen kennen. Zu früheren Zeiten konnte man solche Elektroschocks nur über große Geräte abgeben, die Sanitäter oder Ärzte zum Patienten tragen mußten.

Um die große Sterblichkeit solcher Patienten zu vermindern hat man in der Folge Geräte entwickelt, die so klein sind, daß man sie unter die Haut verpflanzen kann. Mit Hilfe einer Elektrode erkennt der Schrittmacher, daß eine dieser gefährlichen Herzrhythmusstörungen aufgetreten ist, über die andere Elektrode wird dann ein Elektroschock innerhalb des Herzens abgegeben und die Herzrhythmusstörung beendet (Abb. unten). Man nennt diese Schrittmacher AICD-Systeme (automatischer implantierbarer Cardio-Defibrillator).

Abb. links: Kammertachykardie, die erfolgreich durch den Elektroschock eines automatischen internen Defibrillators beendet wird.

Um Menschen mit Herzschwäche mit Hilfe der BiVent-Schrittmacher optimal zu behandeln und gleichzeitig vor den Gefahren gefährlicher Herzrhythmusstörungen zu schützen kombiniert man den Einsatz der oben beschriebenen Zwei-Kammer-Schrittmacher heute oft mit automatischen implantierbaren Defibrillatoren (AICD). Diese beiden Schrittmacher befinden sich in einem einzigen Gehäuse (Abb. links).

„Künstliches Herz“

Es handelt sich dabei um Geräte, bei denen das Herz entweder durch eine Pumpe außerhalb des Herzens ersetzt wird oder bei denen Pumpen in die Wand der linken Herzkammer implantiert werden.

Die Geräte befinden sich zur Zeit im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium und haben z.Z. noch erheblich technische Probleme, die ihren breiten Einsatz verhindern (Infektionsgefahr an den Stellen, an denen die Blutschläuche oder Batteriekabel durch die Haut zum Gerät führen, Blutgerinnselbildung in der Blutpumpe).
Sie werden z.Z. noch nicht als Dauerersatz des Herzens, sondern zur Überbrückung der Zeit bis zur Herztransplantation benutzt.

Herztransplantation

Die Herztransplantation ist eine bahnbrechende Behandlung der fortgeschrittenen Herzinsuffizienz. Sie ist heute eine „Routinebehandlung“ schwerster Formen der Herzschwäche geworden, nachdem es durch die Erfindung und Weiterentwicklung von Medikamenten gelang, Abstoßungsreaktionen des transplantierten Herzens zu verhindern.

Sinnvollerweise werden Transplantationen nur in großen „Transplantationszentren“ durchgeführt, in denen auch die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen (Bestimmung der Medikamentenspiegel, Herzmuskelentnahmen zur Früherkennung von Abstoßungen) durchgeführt werden können. Menschen können auch mit einem transplantierten Herzen ein fast normales Leben führen. Dennoch ist die Transplantation eine das Leben massiv verändernde Behandlungsform, u.a. deshalb, weil die Medikamente, die die Organabstoßung verhindern die Abwehr des Körpers gegen Keime (Bakterien, Viren, Pilze) blockieren und daher zu gehäuften, oft schwerwiegend verlaufenden Infektionen führen (z.B. Lungenentzündung) können.

Größtes Problem der Herztransplantation ist nicht die eigentliche Operation oder die nachfolgende medikamentöse Behandlung der Organabstoßung, sondern die geringe Verfügbarkeit von Spenderherzen bei geringer Bereitschaft der Bevölkerung, im Todesfall als Organspender zu dienen.

Wann muß der Hausarzt aufgesucht werden?

Bei jedem Auftreten der oben beschriebenen Symptome, insbesondere bei ungewohnter Luftnot oder Wasseransammlungen in den Beinen muß der Hausarzt aufgesucht werden. Er muß klären, ob es sich um eine Herzschwäche handelt und welche Ursache sie hat.

Zu dieser Abklärung ist es notwendig, Herzspezialisten (= Kardiologen) einzuschalten, die mit Diagnostik und Therapie der Herzschwäche große Erfahrung haben. Diese Abklärung ist von größter Wichtigkeit, denn die Herzschwäche ist eine Krankheit, die ohne oder mit unzureichender Behandlung zum vorzeitigen Tod führt und deren Sterblichkeit ebenso hoch ist wie die eines bösartigen Tumors! Nur durch die Feststellung der Ursache der Herzkrankheit kann sie optimal behandelt werden und durch diese ausreichende Behandlung kann das Leben der Betroffenen deutlich verlängert und die Beschwerden erheblich gebessert wenn nicht sogar beseitigt werden.

Bei Menschen mit bekannter Herzschwäche müssen regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen erfolgen, um das evtl. Fortschreiten der Krankheit sofort zu erkennen und um hier eingreifen zu können und um Nebenwirkungen der notwendigen Medikamente zu erkennen (z.B. durch Blutentnahmen zur Überprüfung der Nierenfunktion und der Blutsalze). Sinnvollerweise sollten diese periodischen Untersuchungen durch einen Herzspezialisten oder einen mit Herzerkrankungen erfahrenen Hausarzt erfolgen.

Die medikamentöse Einstellung einer Herzschwäche auf die oben genannten Medikamente, besonders wenn es sich um eine Kombinationsbehandlung handelt erfordert große Erfahrung und sollte daher immer durch einen Herzspezialisten eingeleitet werden.

Ebenfalls notwendig sind Herzspezialisten, wenn es um die Kontrolle und Einstellung der oben beschriebenen Spezialschrittmacher geht. Der Hausarzt sollte diese Patienten in bestimmten Abständen (z.B. alle 3 - 6 Monate) zur Schrittmacherkontrolle überweisen.