Herzrhythmusstörungen

(auch als ausdruckbare Broschüre, als PDF zur Ansicht auf dem Bildschirm Ihres Computers, padBook, kindle-Version und phoneBook erhältlich)

Vorwort

Herzstolpern sind diejenigen Beschwerden, deretwegen Menschen am häufigsten einen Kardiologen zu Rate ziehen. Die Hälfte aller Anfragen, die wir über das Internet erhalten beziehen sich auf diese Problematik und viele Menschen, die ihren Arzt in der Praxis besuchen suchen Rat zu Herzstolpern.

Die Betroffenen fühlen sich durch ein oft abends und nachts auftretendes Herzklopfen und Herzstolpern in ihrer Existenz bedroht und empfinden die Angst, dass das Herz jeden Moment stehen bleiben könnte und dass sie dann sterben müssten.

Wenn solche Menschen zu uns kommen haben Kardiologen 2 Aufgaben:

  • Sie müssen zunächst herausfinden, warum die Betroffenen Herzklopfen und Herzstolpern empfinden. Dazu benutzen sie verschiedene EKG-Untersuchungen (z.B. Ruhe-, Belastungs- oder Langzeit-EKG). In vielen Fällen wird sich dabei heraus stellen, dass die Menschen Herzklopfen empfinden, dass aber während dieser Phasen vermeintlich unregelmäßigen Herzschlages ein vollkommen regelmäßiger Herzschlag vorliegt. In anderen Fällen werden sie Unregelmäßigkeiten des Herzschlages, also Herzrhythmusstörungen finden.

Es gibt zahlreiche solcher Herzrhythmusstörungen. Jeder von uns hat sie, denn ein biologisches Organ arbeitet niemals so präzise und gleichmäßig wie ein technischer Motor. Alleine schon aus der Tatsache, dass jeder von uns solche Herzrhythmusstörungen hat können Sie lernen, dass sie keineswegs immer eine tödliche Bedrohung darstellen. Viele Rhythmusstörungen sind nichts anderes als elektrischer Unsinn des Herzens, der uns belästigt, aber nicht umbringen wird. Trotzdem kennen Sie selber und die Kardiologen natürlich auch Menschen, die an solchen Herzrhythmusstörungen gestorben sind. Die Angst, die Sie wegen solchen Herzstolpern empfinden ist also sicherlich gerechtfertigt.

Wenn Ihr Arzt in Ihrem EKGs also Rhythmusstörungen registrieren muß er klären, ob diejenigen Rhythmusstörungen, die Sie persönlich betreffen harmloser elektrischer Unsinn des Herzens oder tatsächlich eine tödliche Bedrohung sind.Sie als Betroffener werden kaum die Möglichkeit haben, diese Unterscheidung zu treffen, denn viele der vollkommen harmlosen Rhythmusstörungen verursachen sehr unangenehme und bedrohlich wirkende Beschwerden.

Dagegen verlaufen viele der wirklich bedrohlichen Störungen ohne bedeutsame Beschwerden und machen sich erst durch einen Herzstillstand „bemerkbar“. Wenn Sie selber schon nicht in der Lage sind, den Unterschied zu erkennen:

Wie kann man die wirkliche Gefahr von Herzrhythmusstörungen feststellen?

  • Dies ist die 2. Aufgabe der Kardiologen. Sie müssen nämlich nach Gründen suchen, warum diese Rhythmusstörungen auftreten. Gründe sind beispielsweise organische Herzkrankheiten, also beispielsweise eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels, ein früher vielleicht unbemerkt abgelaufener Herzinfarkt, eine Herzmuskelschwäche oder ein Herzklappenfehler. Vereinfacht gesagt gilt, dass Herzrhythmusstörungen, die ein organisch krankes Herz betreffen bis zum Beweis des Gegenteils als gefährlich anzusehen sind, gleichgültig, ob der Betroffene Beschwerden bemerkt oder nicht. Die Suche nach solchen organischen Herzkrankheiten erfordert neben den oben schon genannten verschiedenen EKGs oft auch noch andere Untersuchungstechniken wie Ultraschall- oder Herzkatheteruntersuchungen.

Am Ende einer solchen „Herzrhythmusstörungs-Diagnostik“ steht die Antwort auf die Frage, ob die Rhythmusstörungen harmloser elektrischer Unsinn des Herzens oder eine tödliche Bedrohung darstellt. Aus der Antwort auf diese Frage ergibt sich auch, ob man Ihre Herzrhythmusstörungen behandeln muss, um Ihr Leben zu retten oder ob man behandeln kann, um die Rhythmusstörungen zu beseitigen und Ihr Leben damit angenehmer zu machen.

Sie finden hier viele Informationen, die Ihnen vielleicht dabei helfen, dieses Phänomen zu verstehen und besser damit umzugehen. Die Lektüre dieser Informationen sollte aber keinesfalls ein Ersatz für ein ausführliches Gespräch mit Ihrem Hausarzt oder Kardiologen sein, die Ihnen viele Dinge erklären können, die Sie persönlich betreffen und die in einer solchen Broschüre vielleicht zu kurz behandelt werden.

Herzrhythmusstörungen

= Unregelmäßigkeiten des Herzschlages

Einteilung

Elektrik des HerzensEKG-Prinzip Normalerweise ist der Herzschlag regelmäßig. In der Nähe des Daches des rechtes Vorhofes befindet sich ein Nervenknötchen (= Sinusknoten), das in regelmäßigen Abständen elektrische Impulse bildet. Der Sinusknoten ist über Nervenbahnen an Gehirn und verschiedene Sensoren im Körper „angeschlossen“, die die Geschwindigkeit seiner Impulsbildung beeinflussen können. Daher steigt bei Aufregung und Anstrengung der Herzschlag an und fällt in Ruhe und während des Schlafes ab. Vom Sinusknoten aus breiten sich die elektrischen Impulse über Leitungsbahnen über die beiden Vorkammern aus (= sinoatriale Bahnen). Wenn die Impulse die Muskulatur der Vorkammern erreichen reagiert diese mit einer Zuckung und es kommt zu einem Pumpschlag der Vorkammern. Man erkennt dies im EKG an einer kleinen Welle (P-Welle).

Sehen Sie im Film links den Ablauf einer normalen elektrischen Erregung des Herzens.

An der Grenze zwischen den Vor- und Hauptkammern vereinigen sich die sinoatrialen Bahnen in einem großen Knötchen (av-Knoten). Hier werden die elektrischen Impulse um ca. 150 milliSekunden abgebremst und aufgehalten. Vom av-Knoten aus laufen die Impulse in eine dicke Leitungsbahn (HIS-Bündel), die sich in den rechten und linken „Schenkel“ aufteilt. Diese „Schenkel“ verzweigen sich immer weiter und am Ende dieser Erregungsleitungsbahn gelangt eine feinste Leitungsfaser an jede einzelne Herzmuskelzelle. Wenn die Herzmuskelzelle vom elektrischen Impuls erreicht wird reagiert sie mit einer Zuckung. Die Erregung der großen Muskelmasse der Hauptkammern erkennt man im EKG an einer hohen Zacke (QRS-Komplex, siehe Broschüre „EKG“). Wenn alle Herzmuskelzellen der Herzkammer gleichzeitig zucken entsteht ein Herzschlag. Die Aufgabe des elektrischen Systems des Herzens besteht also darin, das Herz regelmäßig mit der erforderlichen Frequenz schlagen zu lassen und dafür zu sorgen, daß die elektrischen Impulse jede Herzmuskelzelle in einer zeitlich genau abgestimmten weise zu erregen. Jede Störung der Regelmäßigkeit des Herzschlages bezeichnet man als Herzrhythmusstörung.

Wie die nachfolgend beschriebenen Herzrhythmusstörungen aussehen lernen sie später im Kapitel „Aussehen der einzelnen Herzrhythmusstörungen im EKG“.

Man unterteilt Herzrhythmusstörungen (= Arrhythmien) in Erregungsbildungs- und Erregungsleitungsstörungen.

Bei den Erregungsbildungsstörungen unterscheidet man

Bradykarde Herzrhythmusstörungen

(führen zur Verlangsamung des Herzschlages)

Sinusbradykardie

Die normale Herzfrequenz liegt zwischen 60 – 100 Schläge/min. Arbeitet der Sinusknoten langsamer als 60/min spricht man von Sinusbradykardie (Bradykardie = Verlangsamung).

Tachykarde Herzrhythmusstörungen

(führen zur Beschleunigung des Herzschlages)

Sinustachykardie

Schlägt der Sinusknoten schneller als 100/min spricht man von Sinustachykardie.

Arrhythmische Herzrhythmusstörungen

(führen zur vollständigen Unregelmäßigkeit des Herzschlages)

Respiratorische Arrhythmie

Die Frequenz des Sinusknotens schwankt mir jedem Atemzug. Beim Einatmen steigt die Frequenz ein wenig, beim Ausatmen sinkt sie. Diese atemabhängigen Schwankungen nennt man respiratorische Arrhythmie. Bei Säuglingen und Kindern ist dieses vollkommen harmlose Phänomen besonders ausgeprägt.

Vorhoftachykardie

Hier arbeitet der Sinusknoten nicht mehr. In den Wänden der Vorkammern entstehen elektrische Impulse einer Frequenz zwischen 180 – 250/min, die die Vorkammern und die Herzkammern zum Rasen bringen. Der Übergang zwischen Sinustachykardie, Vorhoftachykardie und Vorhofflattern ist fließend.

Vorhofflattern

Auch hier arbeitet der Sinusknoten nicht mehr richtig. Irgendwo in den Wänden der Vorkammern entstehen elektrische Impulse einer Frequenz von 250 – 350/min, die die Vorkammern zum Rasen bringen. Im av-Knoten werden diese schnellen Impulse nicht mehr weitergeleitet, sondern es kommt nur bei jedem 2., 3., 4. oder 5. Vorhofschlag (P-Welle) zu einer Erregung der Hauptkammern (QRS-Komplex). Man spricht dann von 2:1-, 3:1-, 4:1-, 5:1-Überleitung.

Vorhofflimmern

Auch beim Vorhofflimmern arbeitet der Sinusknoten nicht mehr. In den Wänden der Vorkammern haben sich viele „Nebenschrittmacher“ gebildet, die unabhängig voneinander arbeiten und mit rasender Frequenz elektrische Impulse bilden. Durch dieses anarchische Nebeneinander der zahlreichen Impulszentren arbeiten die Vorkammern nicht mehr regelmäßig, sondern völlig unregelmäßig. Die Überleitung der elektrischen Impulse von den Vor- auf die Hauptkammern erfolgt ebenfalls unregelmäßig (Zufallsprinzip), so daß kein festes Überleitungsverhältnis wie beim Vorhofflattern besteht. Je nachdem, ob die QRS-Komplexe langsam (< 60/min) oder schnell (>100/min) auftreten spricht man von Brady- oder Tachyarrhythmie.

Ventrikuläre Tachykardie

Folgen mehr als 3 ventrikuläre Extrasystolen unmittelbar aufeinander spricht man von ventrikulärer Tachykardie. Der Übergang zu Kammerflattern ist fließend. Man unterscheidet selbst-endende Tachykardien, die nach einigen Sekunden spontan enden und anhaltenden Tachykardien, die länger als 30 Sekunden andauern oder die ohne ärztliche Hilfe nicht aufhören. Man unterscheidet ebenfalls monomorphe (aus gleich geformten Extrasystolen bestehend) und polymorphe Tachykardien. Polymorphe Tachykardien gelten als gefährlich, da der Übergang in Kammerflimmern droht. Bei anhaltenden Tachykardien: Fließender Übergang in Kammerflattern.

Kammerflattern

Hier kommt es in der Muskulatur der Herzkammern zur Bildung schneller Impulse, die die Herzkammern rasen lassen. Der Sinusknoten arbeitet zwar mit normaler Frequenz weiter, die von ihm ausgesandten Impulse können die Herzkammern aber nicht erreichen, weil die Kammern im Takt der schnellen Kammerimpulse arbeiten.

Kammerflimmern

Keine zeitlich aufeinander abgestimmte Arbeitsweise der einzelnen Muskelzellen der Herzkammern mehr, jede Muskelfaser arbeitet anarchisch für sich. Weil die Koordination der Aktionen der einzelnen Muskelzellen fehlt und sich die Zuckungen der einzelnen Zellen gegenseitig aufheben können die Herzkammern nicht mehr pumpen und das Herz bleibt mechanisch stehen.

Extrasystolen

(= zusätzliche Herzschläge)

Supraventrikuläre Extrasystolen

Irgendwo in den Wänden der Vorkammern entstehen einzelne zusätzliche Impulse, die den Rhythmus der regelmäßigen Sinusknoten-Impulse für einen Schlag unterbrechen.

Ventrikuläre Extrasystolen

Irgendwo in den Wänden der Hauptkammern entstehen einzelne zusätzliche Impulse, die den Rhythmus der regelmäßigen Sinusknoten-Impulse für einen Schlag unterbrechen. Nach der ventrikulären Extrasystole folgt im Gegensatz zur supraventrikulären Extrasystole eine kurze Pause, bis der nächste normale Schlag des Sinusknotens das Herz wieder erregt. Ventrikuläre Extrasystolen können immer aus derselben Herzgegend (= monomorph) oder aus verschiedenen Stellen der Hauptkammern (= polymorph) entspringen.

Supraventrikuläre Salven

Mehr als 2 unmittelbar aufeinander folgende supraventrikuläre Extrasystolen. Man unterscheidet 2er- und 3er-Salven. Wenn mehr als 3 supraventrikuläre Extrasystolen aufeinander folgen spricht man nicht mehr von „Salve“, sondern von Vorhoftachykardie (oder: Supraventrikuläre Tachykardie).

Ventrikuläre Salven

2 und mehr unmittelbar aufeinander folgende ventrikuläre Extrasystolen. Ab 3 solcher Extrasystolen spricht man nicht mehr von „Salve“, sondern von ventrikulärer Tachykardie.

Erregungsleitungsstörungen

Schenkelblock

Unterbrechung der Leitfähigkeit der rechten (Rechtsschenkelblockes) oder der linken (Linksschenkelblock (Film links)) Erregungsleitungsbahn in den Herzkammern.

Der elektrische Impuls muß auf seinem weg vom av-Knoten zu den Herzmuskelzellen der Hauptkammern an der Stelle der unterbrochenen Leitung vorbei durch das Gewebe „sickern“ und somit auf Umwegen zum Herzmuskel gelangen. Diese Impulsleitung „auf Umwegen“ benötigt Zeit (>120 milliSekunden), woran der Schenkelblock im EKG zu erkennen ist.

WPW-Syndrom

Benannt nach den Entdeckern (Wolff, Parkinson, White). Entsteht durch ein Muskelfaserbündel, das die elektrischen Impulse nach Art eines Kurzschlusses am av-Knoten vorbei direkt zu den Muskelzellen der Herzkammern leitet (blaue Linie im Film links).

Weil die Verzögerungsfunktion des av-Knotens dadurch ausgeschaltet wird gelangt der elektrische Impuls extrem schnell aus den Vorkammern in die Hauptkammern.

Wenn die Kurzschlußbahn nicht direkt bei den Herzmuskelfasern, sondern unmittelbar hinter dem av-Knoten in das HIS-Bündel mündet spricht man vom LGL-Syndrom (benannt nach seinen Entdeckern Long, Ganong, Levine). Die elektrischen Vorgänge sind dieselben wie beim WPW-Syndrom.

av-Block

Grad 1

Verzögerung der Erregungsleitung durch den av-Knoten.

Grad 2

Behinderung der Erregungsleitung durch den av-Knoten. Entweder fällt nach jeder 2. Oder 3. Überleitung eine elektrische Übertragung aus (Typ Mobitz) oder es kommt zu einer Ermüdung der Erregungsübertragung, die von Schlag zu Schlag länger dauert und dann einmal völlig ausbleibt (Typ Wenckebach).

Grad 3

Völlige Unterbrechung der Erregungsleitung im av-Knoten. Das Herz (= die Herzkammern) schlagen nur weiter, wenn sich in der Muskulatur der Herzkammern zusätzliche Impulsbilder (= Ersatzzentrum) bilden. Diese Ersatzzentren arbeiten immer, manchmal extrem langsamer als der Sinusknoten.

Krankheitserscheinungen

Sinusbradykardie

Harmlos. Meistens ohne Beschwerden, manchmal Schwindel.

Sinustachykardie

Harmlos. Oft unangenehmes „Herzrasen“.

Respiratorische Arrhythmie

Harmlos, keine Beschwerden.

Vorhoftachykardie

Harmlos. Wird meistens als Herzjagen oder Herzklopfen empfunden.

Vorhofflattern

Vorhofflattern ist i.d.R. nicht gefährlich. Die einzige Gefahr droht, wenn der av-Knoten gut leitet und z.B. jeden 2. Schlag überleitet. In diesen Fällen kommt es zum Herzjagen, das zwar bei einem ansonsten gesunden Herzen nicht gefährlich, aber sehr unangenehm ist. Kranke Herzen (z.B. bei Muskelschwäche, Herzfehlern, koronarer Herzkrankheit) können durch dieses Herzjagen jedoch zusätzlich geschädigt werden.

Vorhofflimmern

Vorhofflimmern verursacht oft keine Beschwerden, meistens jedoch unangenehmes Herzstolpern und Herzklopfen. Nur selten Schwindel, ausnahmsweise Ohnmachtsanfälle.

Bei Vorhofflimmern droht die Gefahr von Embolien (siehe „Therapie“).

Ventrikuläre Tachykardie

Oft, vor allem bei Herzerkrankungen (Herzschwäche, koronarer Herzkrankheit) lebensgefährlich, weil der Übergang in Kammerflattern und Kammerflimmern droht.

Oft Herzjagen, Schwindel, gelegentlich (bei längeren Tachykardien) das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden.

Kammerflattern

Lebensgefährliche Rhythmusstörung, weil jederzeit der Übergang in Kammerflimmern droht. Oft heftiger Schwindel, Ohnmachtsanfälle, Bewußtlosigkeit, Schweißausbruch oder das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden.

Kammerflimmern

Ohne sofortige Behandlung (siehe Therapie) tödlich: Ohnmacht mit plötzlicher Zusammenbruch (= plötzlicher Herztod).

Supraventrikuläre Extrasystolen

Harmlos. Selten als „Herzstolpern“ oder „Herzklopfen“ empfunden, meistens ohne Beschwerden.

Ventrikuläre Extrasystolen

Harmlos. Meistens als „Herzstolpern“ oder „Herzklopfen“ empfunden, selten ohne Beschwerden.

Supraventrikuläre Salven

Harmlos. Meistens ohne Beschwerden, gelegentlich als „Herzklopfen“ oder „Herzstolpern“ empfunden.

Ventrikuläre Salven

Meistens harmlos. Bei Menschen mit vorgeschädigtem Herzen aber potentiell lebensgefährlich.

Oft ohne Beschwerden, meistens aber unangenehmes Herzklopfen, Herzstolpern. Beim Übergang in ventrikuläre Tachykardie oder Kammerflattern: Meistens Schwindel, Ohnmacht oder das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden.

Schenkelblock

Verursacht keinerlei Beschwerden. Deutet gelegentlich auf Krankheiten des Herzens (Herzmuskelentzündung, Herzschwäche, koronare Herzkrankheit) oder der Lungen hin, kann aber auch angeboren sein und mit oder ohne einen angeborenen Herzfehler auftreten.

WPW-Syndrom

Verursacht meistens keinerlei Beschwerden. Kann aber Ursache gefährlicher u.U. tödlicher anderer Herzrhythmusstörungen sein (z.B. Vorhofflattern mit extrem schneller av-Überleitung) und in diesen Fällen zu Herzrasen, Schwindel, Ohnmacht oder zum plötzlichen Herztod führen. Dies gilt sowohl für WPW- als auch für LGL-Syndrom.

av-Block

Grad 1

Verursacht keiner Beschwerden. Harmlos.

Grad 2

Verursacht oft Herzklopfen und Herzstolpern. Kann Vorstufe des av-Blockes Grad 3 sein und ist daher potentiell, vor allem bei älteren Menschen gefährlich.

Grad 3

Wenn ein Ersatzzentrum der Erregungsbildung existiert: Schwindel, Ohnmacht, Gefühl der nahenden Ohnmacht, selten Herzschwäche.

Wenn kein Ersatzzentrum existiert: Herzstillstand, Ohnmacht, Tod.

Der av-Block 3. Grades (= totaler av-Block) ist, außer er ist angeboren (was selten ist) lebensgefährlich.

Untersuchungsmethoden

Herzrhythmusstörungen sind nur im EKG festzustellen. Dabei gilt generell, dass sie nur im EKG gesehen werden können, wenn sie gerade auftreten. Da die meisten Herzrhythmusstörungen aber sehr unregelmäßig und meistens dann auftreten, wenn der Arzt gerade kein EKG schreibt müssen andere Formen der EKG-Aufzeichnung eingesetzt werden. Lesen Sie mehr über die verschiedenen EKG-Typen in der Broschüre „Die verschiedenen EKGs“.

Ruhe-EKG

Hier wird das EKG während einer kurzen Phase über 4 Elektroden an den Hand- und Fußgelenken, sowie über 6 zusätzliche Elektroden an der Brustwand über dem Herzen abgeleitet. Ein solches EKG zeichnet die Herzschläge während etwa 10 Sekunden auf. Das Ruhe-EKG ist die Basis-Untersuchung aller Herzrhythmusstörungen.

Belastungs-EKG

Hier wird die elektrische Herzaktivität während einer körperlichen Belastung auf einem Fahrrad aufgezeichnet. Die Untersuchung dient dazu, nach Durchblutungsstörungen des Herzens zu suchen, die nicht nur zum Herzinfarkt, sondern auch zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen können.

Ein Belastungs-EKG wird durchgeführt, indem man an Brust-Elektroden angeschlossen wird, über die das EKG aufgezeichnet wird und man während der Aufzeichnung des EKG auf einem Fahrrad in einer bestimmten standardisierten Weise belastet wird.

Langzeit-EKG

Wenn es nicht gelingt, im Ruhe- und Belastungs-EKG eine Phase des Herzschlages aufzuzeichnen, während der der Betroffene „Herzstolpern“ oder „Herzklopfen“ verspürt (etwa, weil die Herzrhythmusstörungen während des Ruhe- und Belastungs-EKG zufällig nicht auftrat) führt man ein Langzeit-EKG durch.

Bei einem Langzeit-EKG wird man über Brustwand-Elektroden an ein Aufzeichnungsgerät angeschlossen, das den Herzschlag über 24 Stunden lang aufzeichnet. Nach der Aufzeichnung wird die Aufnahme ausgewertet und man kann dabei auch selten auftretende Rhythmusstörungen sehen.

Ereignis-Rekorder

Wenn die Herzrhythmusstörungen auch während der 24-stündigen Dauer eines Langzeit-EKG nicht aufgetreten sind, weil sie vielleicht nur sehr selten sind kann man einen Ereignis-Rekorder benutzen.

Diese Geräte werden wie eine elektronische Uhr am Handgelenk getragen. Sie leiten das EKG über flache Metallplättchen an der Unterseite des Gerätes ab. Sie zeichnen nur dann etwas auf, wenn der Patient einen Auslöseknopf drückt, beispielsweise, wenn zufällig Herzrhythmusstörungen auftreten. Wenn man das Gerät nach einer solchen „Patienten-gesteuerten Aufzeichnung“ wieder beim Arzt abgibt wird es an ein Auswertegerät angeschlossen, auf dem man erkennen kann, was während der Auslösung der Aufzeichnung geschehen ist.

Ereignis-Rekorder haben keine gute Wiedergabe-Qualität des EKG und werden von den meisten Krankenhäusern oder Arztpraxen „nur über einen Zeitraum von vielleicht 2 Wochen ausgeliehen. Daher gelingt es oft auch mit solchen Geräten nicht, sehr seltene Herzrhythmusstörungen aufzuzeichnen. Für solche Fälle kann man heute einen

Loop-Rekorder

benutzen. Solche Loop-Rekorder sind kleine Geräte in Form eines Stiftes, die unter die Haut in der Gegend des Herzens implantiert werden oder die so ähnlich wie ein Langzeit-EKG mit Kabeln an der Brust befestigt werden. Sie zeichnen das EKG eines Menschen über mehrere Monate in bester Qualität auf. Wenn man dann nach einer Attacke mit Herzstolpern zum Arzt geht kann er das gespeicherte EKG über einen elektronischen Abtastkopf, der über die Haut des Gerätes gelegt wird abfragen.

Loop-Rekorder gelten heute als das beste und sicherste Mittel, um extrem seltene Herzrhythmusstörungen zu finden.

Karotisdruck-Versuch

Manchmal, wenn Ohnmachts- oder heftige Schwindelanfälle aufgetreten sind und der Arzt vermutet, daß Herzrhythmusstörungen verantwortlich sind führt er einen Karotisdruckversuch durch. Dabei wird das EKG aufgezeichnet, während der Arzt auf ein Nervenknötchen in der Wand der Halsschlagader (Halsschlagader = Arteria carotis) drückt. Er untersucht damit, ob es eine krankhafte Verbindung zwischen diesem Nervenknötchen und dem elektrischen System des Herzens gibt, die dazu führt, daß das Herz bei Druck auf den Hals-Nervenknoten äußerst langsam schlägt oder sogar kurz stehen bleibt.

Aussehen der einzelnen Rhythmusstörungen im EKG

Sinusbradykardie

Bradykardie Verlangsamt auftretende P-Wellen (< 60/min), nach jeder P-Welle folgt ein QRS-Komplex, die QRS-Komplexe sind normal, d.h. schlank.

Sinustachykardie

Tachykardie Beschleunigt auftretende P-Wellen gefolgt von normal aussehenden QRS-Komplexen.

Respiratorische Arrhythmie

Erregungsablauf (P-Welle -> QRS-Komplex) normal, d.h. jeder P-Welle folgt ein normal aussehender QRS-Komplex. Die Zeitabstände zwischen den einzelnen P-Wellen variieren mit der Atmung.

Vorhoftachykardie

Vorhofflattern

Schnell (180 – 250/min) auftretende P-Wellen, die anders als die normalen P-Wellen aussehen, denen aber normal aussehende QRS-Komplexe folgen.

Vorhofflattern

P-Wellen, die sehr schnell (250 – 350/min) auftreten und wie eine Sägezahnkurve aussehen. QRS-Komplexe folgen nicht mehr nach jeder P-Welle, sondern im Verhältnis 2:1, 3:1 usw..

Vorhofflimmern

Keine P-Wellen, sondern nur noch feine, vollkommen unregelmäßig auftretende Zacken. Die Kammeraktionen (QRS-Komplexe) treten ebenfalls vollkommen unregelmäßig auf.

Ventrikuläre Tachykardie

Mehr als 3 schnell aufeinander folgende ventrikuläre Extrasystolen. Solche Tachykardien können aus gleich geformten (= monomorphe Tachykardie) oder aus unterschiedlich geformten (polymorphe Tachykardie) Extrasystolen bestehen.

Kammerflattern

ventrikuläre Tachykardie Keine P-Wellen, sondern nur noch breite, plumpe QRS-Komplexe, die mit einer Frequenz von 180 – 250/min auftreten.

Kammerflimmern

Kammerflimmern

Weder P-Wellen noch QRS-Komplexe, sondern nur noch unregelmäßige Schwankungen der Kurve (= Flimmerwellen) (Bild oben rechts).

Supraventrikuläre Extrasystolen

supraventrikuläre Extrasystole Vorzeitig auftretenden P-Welle, der ein normal aussehender QRS-Komplex folgt.

Ventrikuläre Extrasystolen

monomorphe VES polymorphe VES Pausen nach Extrasystolen

Vorzeitig auftretenden verbreiterten und plumpen QRS-Komplex. Monomorphe Extrasystolen haben immer mehr oder weniger dasselbe Aussehen (Abb. links), polymorphe Extrasystolen (Abb. Mitte) haben alle ein anderes Aussehen. Der einer ventrikulären Extrasystole folgende normale Herzschlag folgt mit einer verlängerten (= kompensatorischen) Pause (Bild rechts).

Diese kompensatorische Pause ist auch Ursache der Beschwerden („Herzklopfen“): In der langen Pause zwischen 2 Herzschlägen kann sich das Herz sehr stark mit Blut füllen. Diesen verstärkten Blutauswurf in dem 1. Herzschlag nach der Extrasystole verspürt man als „Herzstolpern“ (und nicht den Extraschlag selber!).

Extrasystolen können einzeln oder in Gruppen (= Salven) auftreten.

Supraventrikuläre Salven

2 und mehr schnell aufeinander folgende normale QRS-Komplexe, denen etwas anders geformt P-Wellen vorangehen.

Ventrikuläre Salven

Salve

(Bild links) 2 und mehr schnell aufeinander folgende ventrikuläre Extrasystolen mit verbreiterten plumpen QRS-Komplexe. Ventrikuläre Salven können aus gleich geformten (= monomorphe) oder aus unterschiedlich geformten (= polymorphen) Extrasystolen bestehen.

Schenkelblock

Linksschenkelblockinkompletter RSBRechtsschenkelblock

Die Verzögerung der Erregungsleitung in den Herzkammern benötigt Zeit. Man erkennt den Schenkelblock daher an einer zeitlichen Verlängerung der Dauer der Herzkammererregung, d.h. an einer Verlängerung des QRS-Komplexes. Links- (beide Abb. links) und Rechtsschenkelblock (Abbildungen Mitte und rechts) sind im EKG zu unterscheiden. Beim Rechtsschenkelblock unterscheidet man die vollständige Unterbrechung der Leitung des rechten Schenkels (= rechter Tawara-Schenkel) (= kompletter Rechtsschenkelblock (Bild in Mitte)) und die unvollständige Unterbrechung (= inkompletter Rechtsschenkelblock) (Bild rechts).

Man kann den kompletten und inkompletten Block daran erkennen, um welches Ausmaß der QRS-Komplex verbreitert ist: Kompletter Block = starke Verbreiterung, inkompletter Block = normale Breite, aber innerhalb des QRS-Komplexes verspätetes Auftreten bestimmter Zacken.

WPW-Syndrom

WPW-BahnWPW-EKGDurch die Umgehung des av-Knotens durch eine „Kurzschluß-Bahn“ (= akzessorische = zusätzliche Leitungsbahn) gelangt der elektrische Impuls von den Vorkammern sehr schnell in die Hauptkammern.

Man sieht daher im EKG, daß die Zeitdauer zwischen der P-Welle (= Erregung der Vorkammern) und dem QRS-Komplex (= Erregung der Hauptkammern) verkürzt ist. Ein weiteres Charakteristikum des WPW-Syndromes ist die „delta-Welle“.

Weil der Impuls unter Umgehung der schnell leitenden Erregungsleitungsbahnen der Hauptkammern direkt zum Herzmuskel gelangt (was Zeit benötigt) ist der QRS-Komplex ähnlich wie beim Schenkelblock verbreitert und plump.

Das LGL-Syndrom ist lediglich an der Verkürzung der Zeit zwischen P-Welle und QRS-Komplex zu erkennen. Delta-Welle und Formveränderung des QRS-Komplexes fehlen.

av-Block

Grad 1

av-Block 1 Verlängerung der Zeitdauer zwischen P-Welle und QRS-Komplex. In der Abb. links sehen Sie einen solchen av-Block 1. Grades; die normale av-Überleitungszeit ist in grün, die im EKG gezeigte verlängerte Zeit in rot eingezeichnet.

Grad 2

Mobitz-Block Wenckebach-Block Typ Mobitz: (Bild oben links) Man erkennt eine Reihe von P-Wellen, denen mit normalem Abstand ein QRS-Komplex folgt und P-Wellen, denen der QRS-Komplex nicht folgt. Je nachdem, auf wieviele normal übergeleitete Schläge ein blockierter Schlag folgt spricht man von 2:1-, 3:1- usw. –Block.

Typ Wenckebach: (Bild oben rechts) Der 1. Herzschlag wird mit normaler Zeitdauer von den Vorkammern in die Kammern übergeleitet (Dauer zwischen P-Welle und QRS-Komplex), beim nächsten Schlag verlängert sich diese Überleitungszeit, beim folgenden Schlag ist sie noch weiter verlängert und bei einem weiteren Schlag fällt sie vollkommen aus (P-Welle ohne nachfolgenden QRS-Komplex).

Grad 3

av-Block 3

Vorkammern und Hauptkammern schlagen vollkommen unabhängig voneinander, d.h. zwischen P-Wellen und QRS-Komplexen besteht keine feste Beziehung. Die Kammern (QRS-Komplex) schlagen oft extrem langsam, sind verbreitert und plump.

Krankheiten mit ähnlichen Erscheinungen

Herzrhythmusstörungen verursachen oft Herzklopfen und Herzstolpern. Um welche Rhythmusstörung es sich bei diesen Erscheinungen handelt kann man nur im EKG (Ruhe-, Belastungs-, Langzeit-EKG, evtl. Ereignis-Rekorder) erkennen.

Schwindel, Ohnmachtsanfälle können viele andere Ursachen haben und sind nur gelegentlich (!) durch Herzrhythmusstörungen verursacht. Dennoch muß man bei solchen Erscheinungen immer nach Herzrhythmusstörungen suchen, besonders dann, wenn bereits Ohnmachtsanfälle aufgetreten sind.

Viele Situationen, in denen Herzklopfen empfunden wird, sind nicht durch Herzrhythmusstörungen zu erklären. Ob es sich in diesen Fällen z.B. um Phasen erhöhten Blutdruckes handelt, bei denen das Herz kräftig im Brustkorb klopft, kann nicht immer geklärt werden. Oft bleiben die Ursachen des Herzklopfen im Dunkeln.

Komplikationen

Siehe: Notfälle

Notfälle

Heftiger Schwindel, Ohnmachtsanfälle, Gefühl nahender Ohnmacht, extremes Herzrasen. Solche schweren Symptome können immer auf extrem verlangsamten oder beschleunigten Herzschlag bedingt sein. Hier drohen, wenn nicht sofort behandelt wird, Herzstillstand und Tod. Daher sollte sofort ein Notarzt angefordert werden, auch dann, wenn die Ohnmacht nur kurz angehalten hat. Nur der Arzt kann unterscheiden, ob es sich um einen harmlosen Kreislaufkollaps oder eine durch Herzrhythmusstörungen bedingte Ohnmacht handelte und die entsprechende Behandlung einleiten. Besonders dringlich ist die Anforderung des Notarztes und der Transport ins Krankenhaus, wenn die genannten Beschwerden zusammen mit Brustschmerzen auftreten (drohender Herzinfarkt?) oder wenn der Betroffene bereits weiß, daß er herzkrank ist (z.B. früherer Herzinfarkt, Herzmuskelschwäche). Ohnmachtsanfälle sind, mit oder ohne das Gefühl vorausgehenden Herzklopfens immer ein schweres Warnsymptom!

Vorbeugende Maßnahmen

Eine Vorbeugung vor Herzrhythmusstörungen ist nicht möglich. Herzrhythmusstörungen in Form von Extrasystolen hat zudem jeder Mensch (= elektrischer Unsinn des Herzens).

Faktoren, die Risiko erhöhen, im Laufe des Lebens zu erkranken

Die meisten Herzrhythmusstörungen treten ohne bekannte Ursachen auf, Risikofaktoren sind hier nicht bekannt.
Einige Herzrhythmusstörungen, zumal die gefährlichen Formen, treten im Gefolge anderer Krankheiten auf. Solche Krankheiten, die sich im Laufe des Lebens entwickeln können, sind:

Bei den meisten dieser Erkrankungen sind dabei nicht die Herzrhythmusstörungen das Problem, sondern die Krankheit, die sie auslöst. Die Arrhythmien sind hier nur der Hinweis auf die Grundkrankheit (z.B. Schilddrüsenüberfunktion: Sie fällt oft durch Herzjagen auf. Das Herzjagen ist harmlos und verschwindet nach erfolgreicher Behandlung der Schilddrüsenkrankheit wieder.)

Angeborene Herzfehler können, selbst wenn sie in der Kindheit keine Herzrhythmusstörungen verursachten, im Laufe des Lebens zu Arrhythmien führen. Eine Beeinflussung dieser Entwicklung aus eigener Kraft ist kaum möglich, denn die Arrhythmien werden in diesen Fällen durch die sich verschlechternde Herzleistung bzw. die zunehmenden Schäden am Herzmuskel verursacht.

Sonderfall: Kranker Sinusknoten (= Sick-sinus-Syndrom): Bei dieser Krankheit kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen, auf Grund derer das Herz zu langsam (bradykarde Arrhythmien) und/oder zu schnell (tachykarde Arrhythmien) schlägt. Solche Wechsel zwischen Brady- und Tachykardie können sich manchmal während eines Tages abspielen und völlig unberechenbar auftreten. (Meistens ältere) Menschen mit dieser Krankheit sind gefährdet, einen Herzstillstand durch extreme Herzverlangsamung zu bekommen und neigen zu Ohnmachtsanfällen.

Sie dürfen nicht mit speziellen Rhythmusmedikamenten behandelt werden, da ihr Herz hierauf überempfindlich reagieren kann; vielmehr muß vor dem Einsatz solcher Medikamente zur Behandlung der Phasen zu schnellen Herzschlages zunächst ein Herzschrittmacher implantiert werden. Die Diagnose des kranken Sinusknotens erfolgt meistens durch einen Carotisdruckversuch.

Verhaltensweisen, die die Heilung fördern

Alle Verhaltensweisen, die das Auftreten von arrhythmieauslösenden Krankheiten (siehe oben) günstig beeinflussen.

Verhaltensweisen, die die Krankheit verschlimmern

Alle Verhaltensweisen, die das Auftreten von arrhythmieauslösenden Krankheiten (siehe oben) fördern

In vielen Fällen wird das Auftreten von Herzrhythmusstörungen, mit oder ohne zugrunde liegender Krankheit, durch das vegetative Nervensystem beeinflußt. Angst, Hektik, Streß begünstigen das Auftreten von Arrhythmien i.d.R., ebenso wie ein exzessiver Lebenswandel. So wird z.B. das Auftreten von Vorhofflimmern nach der Hochzeitsnacht (Aufregung, Sex) als „honeymoon-heart“ und das Auftreten von Arrhythmien nach durchfeierten Wochenenden (Alkohol, Rauchen usw.) als „holyday-heart“ bezeichnet. Die Vermeidung solcher Exzesse zur Verhinderung von Herzrhythmusstörungen liegt auf der Hand.

Andere Menschen beobachten das verstärkte Auftreten von Herzrhythmusstörungen bei abruptem Klimawechsel (z.B. Urlaubsreise mit dem Flugzeug) oder bei bestimmten Klimata (z.B. Hochgebirge, See), bei bestimmten Nahrungsmitteln oder Verhaltensweisen. Da fast jeder Mensch mit Herzrhythmusstörungen über individuelle Auslösungen seiner Beschwerden berichtet sollte man versuchen, solche charakteristischen Situationen, Speisen oder Getränke zu identifizieren, um sie dann zu unterlassen.

Therapie

Eine Behandlung ist auf 6 Weisen möglich:

  • Identifikation und Vermeidung der auslösenden Ursache
    (siehe oben). Zusätzlich, vor allem bei sehr ängstlichen Menschen, kann eine psychotherapeutische Behandlung (mit oder ohne Medikamente) notwendig sein. Gelegentlich können leichte Beruhigungsmittel eingesetzt werden.
  • Behandlung der auslösenden Erkrankung

Die Suche nach der auslösenden Ursache der Rhythmusstörungen ist wichtig, weil es bei der erfolgreichen Behandlung der Grundkrankheit meistens zum Verschwinden oder zur Linderung der Arrhythmien kommt. Hierzu gehört es z.B. auch, Herzklappen oder Durchblutungsstörungen des Herzmuskels zu operieren oder mit einer Ballonerweiterung zu behandeln, wenn hierdurch eine Beseitigung, Linderung oder „Entschärfung“ gefährlicher Herzrhythmusstörungen zu erwarten ist.

  • Medikamentöse Behandlung

Es gibt eine Vielzahl von Medikamenten, die gegen Herzrhythmusstörungen wirken. Hierzu zählen nicht nur „unspezifische“ Medikamente, wie beispielsweise Betablocker, Digitalismedikamente oder Calciumantagonisten, sondern auch hochspezifische „Antiarrhythmika“ wie Chinidin, Propafenon, Disopyramid, Sotalol oder Amiodarone. So wirksam diese Medikamente sind:

Sie haben erheblich, z.T. gefährliche Wirkungen und Nebenwirkungen, weil ihnen nachgewiesen wurde, daß sie teilweise Herzrhythmusstörungen erst auslösen können. Der Einsatz solcher Medikamente muß daher auf solche Fälle beschränkt bleiben, bei denen lebensgefährliche Rhythmusstörungen vorliegen, die auf keine andere Weise behandelt werden können. Eine ambulante Einstellung auf solche Medikamente gilt wegen der Gefahr einer Verschlimmerung der Rhythmusstörungen als äußerst problematisch und sollte nur unter stationären Bedingungen im Krankenhaus auf einer Rhythmusüberwachungsstation erfolgen. Unter einer laufenden antiarrhythmischen Behandlung müssen regelmäßige ärztliche Untersuchungen erfolgen!

Herzrhythmusstörungen, die zu einer bedrohlichen Herzverlangsamung führen können nur durch die Implantation eines Herzschrittmachers behandelt werden, eine Medikamentenbehandlung ist hier nicht möglich, es sei denn, die auslösende Grundkrankheit wird gefunden und beseitigt.

Seit einigen Jahren sind spezielle Herzschrittmacher im Einsatz, mit denen auch gefährliches Herzrasen (ventrikuläre Tachykardie, Kammerflattern, Kammerflimmern) behandelt werden kann. Man nennt sie „automatische implantierbare Cardioverter und Defibrillatoren“ oder (abgekürzt AICDs. Diese Geräte von der Größe einer Zigarettenschachtel werden ebenso wie die „normalen“ Schrittmacher unter die Haut des oberen Brustkorbes eingepflanzt. Mittels Kabelelektroden, die in die Vor- und Hauptkammer des Herzens eingeführt werden, überwachen diese Schrittmacher den Herzrhythmus des Menschen.

Wenn sie mit Hilfe ihrer Elektronik und eines komplizierten Algorithmus solche Anfälle mit Herzrasen entdecken geben sie über die Elektroden einen Elektroschock an das Herz ab (siehe „Elektrische Behandlung“). Diese Schrittmachergeräte werden insbesondere im Hinblick auf ihre Arrhythmieerkennung und Batterielebensdauer laufend verbessert und sind z.Z. die sicherste Behandlung, um Todesfälle infolge schwerer Herzrhythmusstörungen zu verhindern. Ihrem verstärkten Einsatz steht ein hoher Gerätepreis (> 10.000,- DM) entgegen. Solche Spezialschrittmacher (= antitachykarde Schrittmacher oder AICD-Systeme werden z.Z. nur bei lebensbedrohlichen ventrikulären Rhythmusstörungen (ventrikuläre Tachykardie, Kammerflattern, Kammerflimmern) eingesetzt. Ein modifizierter Einsatz beim Vorhofflimmern wird derzeitig erforscht.

  • Elektrische Behandlung

Bei lebensbedrohenden oder sogar tödlichen Herzrhythmusstörungen (Kammerflattern, Kammerflimmern) wird eine Elektroschockbehandlung durchgeführt. Hierbei wird über Metallplatten, die auf die Vorder- und Seitenwand des Brustkorbes über das Herz aufgedrückt werden, ein Elektroschock abgegeben.

Dieser Elektroschock beendet schlagartig die anarchische Arbeitsweise der einzelnen Herzmuskelzellen beim Kammerflimmern, führt zu einer elektrischen „Löschung“ der Zellen und gibt damit dem Sinusknoten die Möglichkeit, wieder die Herrschaft über den Herzschlag zu übernehmen. Kammerflimmern ohne eine solche Elektroschockbehandlung (= Defibrillation) ist immer tödlich!

Auch bei Vorhofflimmern kann man mit Hilfe eines Elektroschockes versuchen, den Herzschlag wieder regelmäßig zu machen. Das Behandlungsprinzip ist ebenso, wie oben für das Kammerflimmern beschrieben wurde. Ob und in welchen Fällen eine solche „Kardioversion“ sinnvoll ist oder nicht muß der Kardiologe entscheiden, der sich hierbei an der Grunderkrankung orientieren kann (Faustregel: Wenn die Vorkammern des Herzens stark erweitert sind, wenn das Vorhofflimmern länger als 1 Jahr bestanden hat, wenn wegen der Grunderkrankung das kurzfristige erneute Auftreten von Vorhofflimmern erwartet werden muß ist eine elektrische oder medikamentöse Kardioversion nicht sinnvoll.)

Bei Vorhofflimmern verlieren die Vorkammern ihre Fähigkeit, sich mit jedem Herzschlag zusammen zu ziehen. Wenn das Blut nicht mehr kräftig ausgepumpt wird sammelt es sich in den Nischen der Vorkammern an, bleibt stehen und kann hier gerinnen. Solche Blutgerinnsel (= Thromben) in den Vorkammern können sich, ohne daß sich dies vermeiden ließe, lösen und in den Kreislauf gelangen. Hier fließen sie mit dem Blut nach Art russischen Rouletts in die einzelnen Organe und können Gefäße des Armes, Beines, der Nieren, des Darmes oder des Gehirnes verstopfen (Embolie). Solche Embolien infolge Vorhofflimmerns sind beispielsweise häufig Ursache von Schlaganfällen.

Um dies zu vermeiden müssen alle Menschen mit Vorhofflimmern blutverdünnende Medikamente (Marcumar®) einnehmen, um die Entstehung von Gerinnseln zu verhindern (siehe auch unsere Broschüre „Was Sie über eine Behandlung mit Marcumar® wissen sollten“).

In Abhängigkeit von der Schwere der Herzerkrankung kann es ausreichend sein, Marcumar nur niedrig dosiert oder in eher hohe Dosis einzunehmen. Die Entscheidung hierüber fällt der Kardiologe, wenn er insbesondere anhand eines Echokardiogramms das Embolierisiko abschätzt. Insbesondere ältere Menschen (> 75 Jahre) profitieren von einer hochdosierten Marcumartherapie, während bei Menschen unterhalb dieses Alters oft eine niedrig dosierte Behandlung ausreichend ist. Dies gilt jedoch nur dann, wenn keine organische Krankheit vorliegt, die zum Vorhofflimmern führte, vorliegt und wenn nicht schon zuvor eine Embolie aufgetreten ist. Bei organischen Herzerkrankungen (auch Bluthochdruckkrankheit) ist immer die hochdosierte Behandlung notwendig. Aspirin ist in keinem Fall ein Ersatz für das Marcumar, weil es in diesen Fällen nachgewiesenermaßen nicht vor Embolien schützt!

Wann muß der Hausarzt aufgesucht werden?

Wenn Herzstolpern oder Herzklopfen zum ersten Mal unangenehm auffallen sollte der Hausarzt aufgesucht werden, damit er versuchen kann, die Ursachen hierfür zu finden und die entsprechende Behandlung (falls notwendig) einleiten kann. Wenn auch nur der geringste Verdacht darauf besteht, daß Herzrhythmusstörungen auf eine organische Herzerkrankung (koronare Herzkrankheit, Herzmuskelschwäche, Herzklappenfehler, angeborener Herzfehler, Herzmuskelentzündung) zu beziehen ist sollte unverzüglich kardiologisch (EKG, Belastungs-EKG, Echokardiographie, Langzeit-EKG) untersucht werden.

Patienten, die bereits herzkrank sind (z.B. bekannte koronare Herzerkrankung, früher abgelaufener Herzinfarkt usw.) sollten sich regelmäßig hausärztlich oder kardiologisch untersuchen lassen, damit hierbei gezielt nach Herzrhythmusstörungen gesucht wird. Viele Arrhythmien treten bei solchen Menschen unbeachtet auf und sind dennoch Vorboten lebensgefährlicher Komplikationen und Notfälle. Diese besondere Vorsicht ist zudem besonders Menschen zu empfehlen, die bereits wegen schwerster Herzrhythmusstörungen wiederbelebt werden mußten, die Schrittmacher trägen, die Herzrhythmusmedikamente einnehmen, an Diabetes mellitus (= Blutzuckerkrankheit, erhöhtes Infarktrisiko!), Nierenerkrankungen oder Bluthochdruck leiden oder die bereits am Herzen operiert worden sind (z.B. Bypass-Operation, Herzklappenoperation, Ballonerweiterung verengter Herzkranzarterien). Auch die zunehmende Zahl von Menschen, bei denen in der Kindheit oder Jugend angeborene Herzfehler operiert worden sind, sollten das Auftreten von Herzrhythmusstörungen zum Anlaß nehmen, den Hausarzt oder Kardiologen aufzusuchen.