Die Informationen auf dieser Seite finden Sie in Band 29 einer eBook-Reihe der Patienten-Akademie.
Hier bekommen Sie dieses eBook in verschiedenen Formaten:
Das eBook baut auf den Infos über eine Herzkatheteruntersuchung mit Darstellung der Herzkranzarterien (= Coronarographie) auf. Sie wird in einem gesonderten eBook speziell besprochen. Wenn Sie sich dafür interessieren: Klicken Sie hier.
Ballonerweiterungen (PTCAs) dienen zur Behandlung einer Gefäßerkrankung der Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit (= KHK)). Wenn Sie sich für weitere Informationen über diese Krankheit interessieren: Klicken Sie hier.
Herzkranzgefäße dienen dazu, den Herzmuskel mit Nährstoffen und Sauerstoff und damit mit Energie zu versorgen. Bei Schäden, d.h. bei Verengungen oder Verschlüssen dieser Gefäße droht daher ein Sauerstoffmangel des Herzmuskels, wodurch der Herzmuskel nicht mehr ordentlich pumpen kann oder (bei einem Gefäßverschluß) sogar abstirbt und vernarbt.
Daher liegt es nahe, solche geschädigten Gefäße durch Ersatzteile zu reparieren. Der Chirurg und Nobelpreisträger Alexis Carrel experimentierte bereits 1912 mit Glasröhren zum Ersatz der großen Schlagader. Das Verfahren war allerdings nicht erfolgreich.
Anfang der 1960er Jahr hat dann der Röntgenarzt CHARLES DOTTER erstmalig mit sehr einfachen Gefäßkathetern ein verschlossenes Gefäß der Niere wieder eröffnet. Das Behandlungsverfahren (damals DOTTER-Verfahren) konnte sich aber zunächst auch mit der Erfindung von Ballonkathetern nicht durchsetzen.
Erst der Kardiologe ANDREAS GRÜNTZIG und die von ihm entwickelten Ballonkatheter ermöglichten es, verengte Arterien mit gutem Erfolg auszudehnen und zu erweitern.
Es gelang GRÜNTZIG 1977, die 1. Ballonerweiterung einer verengten Herzkranzarterie durchzuführen. Der Hasenfuß an dieser Technik war aber eine relativ hohen Wiederverengungsrate der aufgedehnten Gefäßverengungen.
Man begann daher schon relativ früh, Metallstützen (Stents) in die verengten Gefäße einzupflanzen, nachdem sich herausstellte, daß sie sehr gut verträglich waren und schnell in die Gefäßwand einwuchsen.
Erste Erfahrungen mit dem Gebrauch von Stents in Herzkranzgefäßen erwarb ULRICH SIGWART, der 1986 die ersten Patienten in Lausanne damit behandelte. Insbesondere bei drohenden Verschlüssen konnte Sigwart zeigen, dass Stents eine wirksame Waffe sein können, um notfallmäßige Bypass-Operationen zu verhindern. Deshalb fanden Stents bald Anerkennung bei anderen Kardiologen.
Stents der 1. Generation wurden vom Operateur zunächst selbst mit der Hand auf dem Ballonkatheter montiert. Heute werden sie industriell fertig vormontiert geliefert, um dann mit dem Ballon über einen Führungsdraht in das Gefäß eingebracht zu werden.
Die anfängliche Begeisterung über die Stents wurde jedoch schnell dadurch gedämpft, als man feststellte, daß sich zu 20% der Metallstützen in den ersten Tagen durch Gerinnselbildung wieder verschlossen. Die sehr intensive medikamentöse Hemmer der Blutgerinnung, die man zur Verhinderung solcher Gerinnselbildungen durchführte, hatte aber bei vielen Patienten schwere Blutungskomplikationen zur Folge.
Das änderte sich erst ab 1992, nachdem man erkannte, daß man Stents mit hohem Druck einsetzen muss, damit sie glatt an der Gefäßwand liegen. Zum anderen hatte man dazu gelernt, daß eine Blutverdünnung mit Aspirin in Kombination mit einem weiteren Hemmer der Blutplättchen (Clopidogrel, Prasugrel oder Ticragrelor) sehr wirksam die Gerinnselbildung im Stent unterdrücken kann, ohne gleichzeitig zu den gefürchteten Blutungskomplikationen zu führen.
Nach diesen technischen und medikamentösen Fortschritten haben Stents einen Siegeszug durch alle Herzkatheterlabore angetreten, so dass man von einer Stentomanie sprach.
Selbstverständlich waren deshalb auch bald viele kritische Stimmen zu hören, die anmerkten, daß die Vorteile von Stents nur unter bestimmten Bedingungen erwiesen sind. Allerdings wird heute von niemandem mehr bestritten, daß Stents zu einem festen Bestandteil der Katheterbehandlung von Herzkranzgefässen gehören.
Es gibt im Rahmen der Patienten-Akademie ein eBook, das sich speziell mit dieser Krankheit befaßt.
Daher hier nur in Kürze: Die “Koronare Herzkrankheit” (KHK) befällt die Blutgefäße (Arterien = Schlagadern) auf der Oberfläche des Herzens.
Man nennt diese Arterien “Koronararterien” oder “Herzkranzgefäße“.
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Abb. 1 |
Sie versorgen den Herzmuskel mit Blut und damit mit Sauerstoff und Nährstoffen.
Diese Arterien sind normalerweise weich und elastisch. Im Alter und bedingt durch zahlreiche komplizierte Mechanismen kommt es aber zu einer Verhärtung der Gefäße. Fett, Cholesterin und Salze aus dem Blut lagern sich in der Innenwand der Gefäße ab (Abb. 1).
Diese Ablagerungen nennt man “Plaques” (sprich: Placks).
Ein solcher Plaque engt den Innenraum der Arterie ein und behindert hierdurch den Blutfluß.
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Abb. 2 |
Durch zahlreiche solcher Plaques wird die ursprüngliche glatte Gefäßinnenwand rau. Solche rauen Gefäßwände wiederum führen zur Entstehung von Blutgerinnseln, die sich langsam aufbauen und zu einer weiteren Einengung des Gefäßes führen.
Diese Blutgerinnsel können sich aber auch schnell aufbauen und die Arterie hierdurch vollständig verstopfen.
Wenn sich Koronararterien verengen (Abb. 2) hat das zur Folge, daß der Herzmuskel vermindert mit Blut versorgt wird. Müdigkeit, Druck- und Engegefühle in der Brust und ein heftiger Schmerz in der Herzgegend, den man Angina pectoris nennt sind die Folgen.
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Abb. 3 |
Typischerweise treten diese Beschwerden bei Aufregungen oder unter körperlicher Belastung auf, wenn der Herzmuskel besonders viel Blut benötigt. Normalerweise klingen die Beschwerden schnell wieder ab, wenn man die Belastung unterbricht und Ruhe einhält.
Wenn sich eine Koronararterie plötzlich verschließt (Abb. 3), wird der Blutzufluß zu einem Teil des Herzmuskels abrupt unterbrochen.
Dabei kann der Herzmuskel absterben und hierdurch irreparabel beschädigt werden. Dieser Moment macht sich durch einen äußerst heftigen Schmerzanfall bemerkbar, der im Gegensatz zu der oben genannten Angina pectoris nicht wieder abklingt. Ein solches Ereignis nennt man Herzinfarkt. Auch hierzu gibt es in der Patienten-Akademie ein spezielles eBook.
Film 1 |
Narbe der Hinterwand |
Müdes Herzmuskelgebiet ist markiert |
Der Herzmuskel kann wieder ausheilen, hierbei wird der Muskel aber durch Narbengewebe ersetzt. Im Gegensatz zu lebendigem Herzmuskel ist solch ein Narbengewebe tot und kann sich nicht mehr zusammenziehen (Film 1).
Wenn diese Narbe nur sehr klein ist, kann sich das gesamte Herz wieder vollständig erholen.
Wenn die Narbe jedoch sehr groß ist schwächt sie das Herz, denn der gesunde übrig gebliebene Herzmuskel ist nicht mehr in der Lage, die Arbeit des abgestorbenen Herzmuskels zu übernehmen.
Durch verschiedene Untersuchungen, z.B. durch ein EKG, ein Belastungs-EKG, eine Myokardszintigraphie, eine MRT-Untersuchung oder eine Ultraschalluntersuchung, hat der Arzt festgestellt, daß eine Durchblutungsstörung des Herzens vorliegt. Danach ist eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt worden, mit der der Zustand der Herzkammer und der Herzkranzarterien genau untersucht wurde.
Bei dieser Herzkatheteruntersuchung haben sich nun verengte bzw. verschlossene Herzkranzgefäße gezeigt.
Das Ergebnis der Coronarographie entscheidet zusammen mit den anderen Untersuchungen darüber, wie weiter behandelt werden sollte, wobei die Katheteruntersuchung bei dieser Entscheidung eine wesentliche Rolle spielt. In einem späteren Abschnitt dieses eBooks lesen Sie mehr darüber, wann und mit welcher Methode behandelt wird.
Eine Ballonerweiterung (mit oder ohne die Einpflanzung eines Stents dient dazu, bei Menschen, die unter der “koronaren Herzkrankheit” leiden, Beschwerden zu lindern, n.M. Wohlbefinden wieder herzustellen, die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern und Leben zu verlängern.
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Abb. 4 |
Die Ballonerweiterung (PTCA = Perkutane transluminale coronare Angioplastie) ist ein nicht-chirurgischer Eingriff mit einem dünnen und flexiblen Kunststoffschlauch, der in eine verengte Herzkranzarterie eingeführt wird.
Ballonerweiterungen werden mit speziellen Ballonkathetern durchgeführt. Es handelt sich hierbei um sehr dünne Plastikschläuche, die an ihrer Spitze einen kleinen Ballon tragen. Der Ballon wird in die Verengung eingeführt und aufgeblasen, was zur Erweiterung des Gefäßes führt (Abb. 4).
Heute werden „einfache“ Ballonerweiterungen nur noch selten und aus ganz speziellen Gründen durchgeführt. Vielmehr kombiniert man PTCA heute nahezu routinemäßig mit der Einpflanzung von Stents. Wenn ich in diesem eBook über „PTCA“ spreche meine ich in der Regel immer die Einpflanzung eines Stents, denn diese Behandlung ist heute eigentlich der Standard.
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Abb. 5 |
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Abb. 6 |
Stents (Abb. 5) sind kleine, aus Metall gefertigte Gitter, die in der Gefäßenge plaziert werden, die die Wand abstützen und das Gefäß offen halten.
Stents sind auf den Ballon eines PTCA-Ballonkatheters montiert. Wenn sie in die Gefäßverengung eingeführt wurden und der Ballon dort aufgeblasen wird erweitert der Ballon die Verengung und drückt den Stent gleichzeitig in die Gefäßwand ein (Abb. 6).
Wird der Ballon dann wieder entlüftet zieht man ihn aus der ehemaligen Verengung heraus und es verbleibt der Stent in der Gefäßwand.
Das Wort Stent ist heute zu einem festen Begriff geworden, der vielen Menschen geläufig ist. Die Wurzeln dieses Wortes sind umstritten.
Die einen führen das Wort zurück auf den Zahnarzt Charles Stent, der im letzten Jahrhundert Stützmaterial für verschiedene medizinische Anwendungen entwickelte.
Auf der anderen Seite findet sich das Wort Stent im englischen Sprachraum bereits im 14. Jahrhundert zur Bezeichnung von Stützen, mit denen Fischernetze über Flüsse ausgespannt wurden.
Woher auch immer das Wort Stent stammt, durch die Kardiologie ist es bekannt geworden.
Während in den ersten Jahren nur sehr wenige Stenttypen zur Verfügung standen, wird dem Arzt heute eine große Palette von mehr als 40 verschiedenen Stents angeboten.
Man unterteilt diese Vielzahl verschiedener Produkte in 2 Gruppen:
Die technische Entwicklung der verschiedenen Stentmodelle hat eine hohe Perfektion erlangt, sodass die Unterschiede zum Teil nur sehr geringfügig sind. Die Auswahl des passenden Stents hängt häufig von den speziellen Gegebenheiten beim individuellen Patienten und der Einschätzung des Untersuchers ab.
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Abb. 7 |
Die meisten Stentmodelle sind in großen Studien an mehreren tausend Patienten untersucht worden.
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Bauarten.
Die meisten Stents werden aus kleinen Edelstahlröhrchen mittels Lasertechnologie geschnitten und dann mit unterschiedlichsten Verfahren poliert. Die Schneidemuster sind zum Teil sehr raffiniert, damit sich keine Knicke bilden, wenn die Stents entfaltet werden (Abb. 7).
Einige Stents haben eine Beschichtung, z.B. mit Gold, Kunststoffen oder Medikamenten, um die Sichtbarkeit zu verbessern oder Reaktionen mit dem Gewebe und dem Blut zu verringern (siehe „Medikamenten-beschichtete Stents“).
Weiterhin wurden Spezialstents zur Behandlung von Verengungen im Abgangsbereich von großen Seitenästen oder in Aufteilungsregionen von Gefäßen entwickelt, die besonders große Maschen haben.
Zur Behandlung von Verengungen in Venenbypass-Gefäßen gibt es Stents, bei denen zwischen den Stentmaschen eine Membran angebracht ist, um das Hineinwachsen von neuem Gewebe zu verhindern.
Dies sind Stents, die mit bestimmten Medikamenten beschichtet sind. Man nennt sie „Medikamenten-beschichtete Stents“, „drug eluting stents“ oder einfach „DES“.
Sie sind erfunden worden, um zu verhindern, daß sich an der Stelle des implantierten Stent eine erneute Verengung des Gefäßes bildet. Solche Wiederverengungen entstehen durch die Wucherung von Narbengewebe der Gefäßwand.
Man kann diesen Vorgang mit der Bildung „wilden Fleisches“ an der Haut nach Operationsschnitten vergleichen.
In der Gefäßwand entsteht dieses Narbengewebe durch die Verletzung des Gefäßes durch die Implantation des Stents, der mit mehr als 10 atü in die Wand gepreßt wird. Weil solche Wiederverengungen nach der Verwendung „einfacher“ Stents (reine Metall-Stents oder „bare metal stents“) in bis zu 30% aller Fälle auftraten suchte man nach einer Lösung für dieses Problem.
Dabei entdeckte man, daß es Medikamente gibt, die in der Krebstherapie eingesetzt werden und die dort die Neubildung von Gewebe verhindern können (Sirolimus, Paclitaxel und andere).
Daher baute man Stents, die man mit diesen Medikamenten beschichtete und die diese Medikamente über einen Zeitraum von 4 - 6 Wochen an das umgebende Gewebe abgeben. Hierdurch kann die Häufigkeit von Wiederverengungen tatsächlich deutlich von ca. 30% auf weniger als 10% vermindert werden.
Wegen dieser deutlichen Verminderung im Auftreten erneuter Verengungen werden Medikamenten-beschichtete Stents heute bevorzugt eingesetzt.
Die verschiedenen Hersteller solcher Medikamenten-beschichteter Stents benutzen verschiedene Medikamente, mit denen sie die Stents beschichten und jede Firma schwört natürlich auf ihren eigenen Wirkstoff, der besser als die anderen seien. Welche Substanz tatsächlich die beste ist kann man nicht abschließend sagen, es scheint sich aber abzuzeichnen, daß die Substanz „Everolimus“ die Geeignetste ist.
Bei allen Stents, den Metall- und auch den medikamenten-beschichteten Stents, verbleibt das Stentgerüst lebenslang als Fremdkörper in der Gefäßwand. Dies hat auf Dauer Nachteile:
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Abb. 8 |
Querschnitt durch ein Blutgefäß mit absorbierbarem Stent in einer Gefäßwand unter dem Mikroskop. 1: Unmittelbar nach der Implantation (die Pfeile kennzeichnen die Stentstreben); 2: Längere Zeit nach der Implantation; 3: Lange Zeit nach der Implantation (beachten Sie, daß Sie die Stentstreben nicht mehr sehen, weil sie sich aufgelöst haben) |
Dies hat die Idee geboren, daß es doch vielleicht sinnvoll sein könnte, Stents aus solchen Materialien herzustellen, die sich im Laufe der Zeit von selber auflösen (Abb. 8).
Etwa im Jahr 2007 hat man die ersten Versuche mit solchen Stents unternommen. Diese Versuche wurden aber sehr schnell wieder beendet, weil es zu erheblichen Komplikationen kam, deretwegen übermäßig viele Menschen eine Bypass-Operation bekommen mußte.
Der Mensch ist jedoch ein beharrliches und zähes Wesen, also hat er es weiter versucht. Das Ergebnis sind sogenannte bioabsorbierbare Stents, die man „Scaffolds“ nennt (Scaffold = engl. Wort für Gerüst).
Zur Zeit suchen Wissenschaftler und Herstellerfirmen nach dem geeigneten Material für solche Stents. So gibt es heute beispielsweise Stents, die aus chemisch aneinander gebundene Milchsäuremoleküle bestehen und die sich im Laufe der Zeit (1-2 Jahre?) zu Wasser und Kohlendioxyd auflösen.
Eine andere Möglichkeit ist Magnesium, das als körpereigenes chemisches Element gut vom Gewebe angenommen wird und sich im Laufe der Zeit auch von selber auflöst.
Bei der Entwicklung solcher Stents gibt es eine Reihe von Problemen:
Daher werden solche Stents manchmal mit denselben Medikamenten beschichtet, wie dies auch bei den DES geschieht, um die Entwicklung des „wilden Fleisches“ zu verhindern.
Alles in allem scheinen die Scaffolds nach ersten Eindrücken ein wirksames neues Behandlungsprinzip zu sein. Es ist jedoch noch zu früh, um sie in der gängigen Praxis zuverlässig und vor allem sicher einzusetzen.
Die Medikamenten-beschichteten Ballons passen eigentlich nicht an diese Stelle der Broschüre, denn es handelt sich um PTCA-Ballons, nicht um Stents. Aber dennoch:
Es handelt sich um PTCA-Ballons, deren Oberfläche mit denselben Medikamenten getränkt ist wie die DES. Man nennt solche Ballonkatheter in Anlehnung an des Medikamenten-freisetzenden Stents (DES) daher auch „drug-eluting Ballon“ (DEB).
Der Sinn solcher Ballons besteht darin, das Medikament, das die Wiederverengung des Gefäßes verhindern soll auch ohne den Fremdkörper eines Stents in die Gefäßwand zu bringen. Hier soll es ebenso wirken wie die DES, nämlich die Entstehung „wilden Fleisches“ und damit die Wiederverengung des Gefäßes zu verhindern.
Z.Z. wird es hauptsächlich dann eingesetzt, wenn sich innerhalb eines Stents erneut eine Verengung gebildet hat.
In vielen Fällen sind die Verengungen, die behandelt werden sollen, stark verhärtet, weil sie z.B. verkalkt sind. Es ist dann oft nicht möglich, diese Verengungen mit einem Ballon zu erweitern oder einen Stent zu implantieren.
Für solche Verengungen gibt es andere PTCA-Verfahren. Ich will diese Verfahren hier nur erwähnen, ohne genauer darauf einzugehen.
Für dieses Verfahren benutzt man einen mit feinsten Diamanten beschichteten Fräßkopf, den man über einen Führungsdraht vor die Verengung vorführt und mit dem man dann die Verengung mit hoher Umdrehungszahl wegfräst. Mit diesem Verfahren ermöglicht man es nachfolgend, eine herkömmliche PTCA durchzuführen und einen Stent einzupflanzen.
Beide Verfahren benutzen spezielle Laserstrahlen, die in einem Laser-Generator außerhalb des Körpers produziert werden und dann durch dünne Laserfasern innerhalb des Katheters bzw. Drahtes bis zur Spitze des Katheters bzw. Drahtes fortgeleitet werden. Hier strahlen Sie den Laserstrahl nach vorne ab und schaffen dadurch einen Kanal durch die Verengung bzw. den Verschluß.Die Laserangioplastie wurde dazu entwickelt, den Innenraum eines harten, stark verkalkten Herzkranzarterie soweit zu erweitern, daß nachfolgend eine Ballondilatation durchgeführt und ein Stent implantiert werden kann.
Spezielle „Laserdrähte“ ermöglichen es zudem, einen feinen Kanal durch einen harten Gefäßverschluß zu „schießen“, sodaß nachfolgend eine PTCA durchgeführt werden kann.
Gemeinsam ist allen, daß das Material physisch abgetragen und entfernt wird. Einige Katheter lassen das abgelöste Material im Blutstrom davonschwimmen, was gegebenenfalls zusätzliche Maßnahmen (z.B. Filtersysteme) notwendig macht, die das abgelöste Material auffangen Andere lagern das abgeschälte Material in einer Kammer zwischen, die nach einigen Arbeitsgängen geleert werden muß. Wieder andere zerkleinern die Auflagerung, saugen das Material ab, zerkleinern es und transportieren es kontinuierlich über den Katheter nach außen.Es handelt sich dabei um ein Verfahren, mit dem das Material aus harten und wiederkehrenden Verengungen der Koronararterien entfernt werden kann. Man benutzt dazu spezielle Atherektomiekatheter, die in verschiedenen Ausführungen angeboten werden. Einige arbeiten mit feinen Messern, andere mit Laser.
Der Cutting Balloon ist ein spezieller Ballonkatheter zur Aufdehnung von stark verhärteten und verkalkten Verengungen. Seine Besonderheit 4 hauchdünnen Messerklingen, die an der Ballonwand angebracht sind und die bei der Entfaltung des Ballon feine Längsschnitte in die Verengung setzen. Dadurch schneiden sie die verhärtete Stelle ein, sodaß sich der Ballon leichter entfalten und die Verengung aufdehnen kann.
Wenn man bei einer Herzkatheteruntersuchung bedeutsame Verengungen von Herzkranzarterien sieht ergibt sich die Frage, wie weiter behandelt werden sollte. Dabei hat man 3 Möglichkeiten:
Man kann sich das jeweilige Behandlungsverfahren nicht einfach nach Belieben aussuchen, sondern muß für eine Entscheidung verschiedene Dinge berücksichtigen:
Diese Frage klärt man mit Hilfe eines Belastungs-EKGs, einer Streß-Echokardiographie, mit einer Myokardszintigraphie oder MRT-Untersuchung.
Ist der Herzmuskel in dem betroffenen Abschnitt (z.B. durch einen Herzinfarkt) abgestorben und vernarbt oder enthält er noch lebenden Herzmuskel? Diese Frage klärt man mit einer Myokardszintigraphie, einer Streß-Echokardiographie oder MRT-Untersuchung.
Angesichts dieser Vielzahl von Faktoren ist es nicht möglich, eine pauschale Empfehlung für die Art der Behandlung zu geben. Die Entscheidung muß vielmehr sehr individuell gefällt werden, wobei sie oft auch in einer Konferenz von Kardiologen und Herzchirurgen besprochen und diskutiert wird.
Obwohl, wie gesagt, keine pauschale Behandlungsempfehlung gegeben werden kann gibt es aber dennoch einige vereinfachenden Hinweise:
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Abb. 9 |
Stammstenose der linken Koronararterie |
Und es gibt noch andere vereinfachende Empfehlungen für die Anwendung der einzelnen Behandlungen:
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Abb. 10 |
Verschluß (Pfeil rechts oben) und Verengung in 2. Kranzarterien |
Wenn hingegen Verengungen oder Verschlüsse an mehreren Gefäßen vorliegen (Abb. 10) muß man zwischen einer Bypass-Operation oder einer PTCA entscheiden.
Hierzu benutzt man die weiter oben aufgeführten Faktoren zur Entscheidungsabwägung berücksichtigen und die Behandlung dann anhand dieser Faktoren individuell wählen.
Die o.g. Behandlungsempfehlungen sind nur sehr vereinfacht, denn der Arzt muß die Besonderheiten jedes einzelnen Menschen berücksichtigen. Dabei kann es sein, daß die Behandlungsempfehlung auch von den o.g. pauschalen (!) Empfehlungen abweicht.
So kann es z.B. sein, daß man eine Stammstenose (siehe oben) mittels PTCA behandelt oder daß zahlreiche Verengungen an verschiedenen Koronargefäßen nicht mittels einer Bypass-Operation, sondern mit mehreren PTCAs behandelt werden.
Problematisch sind Verschlüsse von Koronargefäßen:
Die Wiederherstellung der Durchblutung durch ein verschlossenes Gefäß konnte früher nur mittels einer Bypass-Operation herstellen, während man hier heute in einigen Fällen auch eine PTCA durchführen kann.
Sinnvoll ist eine solche Wiederherstellung der Gefäßdurchblutung allerdings nur dann, wenn der Herzmuskel in diesem Gebiet nicht abgestorben und vollständig vernarbt ist, sondern wenn es noch lebenden und „arbeitsfähigen“ Herzmuskel gibt.
Man klärt dies (siehe oben) durch eine Myokardszintigraphie, ein Streß-Echo oder eine MRT-Untersuchung.
Der Arzt wird seine Entscheidung für eine der genannten Behandlungsarten stets sehr individuell fällen. Der Patient sollte sich die Gründe für seine Entscheidung stets genau erklären lassen und sich eine eigene Meinung zur die jeweilige Empfehlung machen.
Dabei sollte er 2 Dinge berücksichtigen:
Um sich eine eigene Meinung zu der empfohlenen Behandlung machen zu können benötigt man etwas Zeit. Man sollte daher außer in Notfall- oder dringlichen Situationen unbedingt darauf verzichten, sich bei einer Herzkatheteruntersuchung gleichzeitig auch einen Stent einsetzen zu lassen. Man kann in der konkreten Situation einer Herzkatheteruntersuchung mit den ganzen Aufregung, die ein solcher Eingriff mit sich bringt, nicht auf die Schnelle entscheiden, ob der Stent richtig ist oder nicht. Das Argument „Wenn wir schon einmal mit dem Katheter am Herzen sind können wir die Verengung auch direkt in 1 Atemzug beseitigen, das erspart Ihnen einen weiteren Eingriff“ gehört (entschuldigen Sie die direkte Ausdrucksweise) meistens in die Rubrik „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“.
Vielmehr sollte man mit seinem Kardiologen nach der Katheteruntersuchung über alle Alternativen einer Koronarbehandlung sprechen und in diesem Gespräch weder eine Medikamentenbehandlung noch eine Operation von vornherein ausschließen.
Man sollte sich 1 - 2 Tage Zeit nehmen, um seine Entscheidung in Ruhe zu überdenken.
Man sollte seinem Kardiologen vertrauen. Dieses Vertrauen ist Gefühlssache, d.h. wenn der Kardiologe seine Entscheidung verständlich und auch für den Patienten nachvollziehbar begründet sollte man die Ballonerweiterung durchführen lassen.
Bei seinen Überlegungen sollte man auch sein eigenes Gefühl berücksichtigen, auch wenn man kardiologischer Laie ist:
Es gibt keine absolute Wahrheit, denn wenn dem so wäre gäbe es unter den Kardiologen keine Diskussionen, sondern alles wäre eindeutig und klar. Wenn man bei seinen eigenen Überlegungen unsicher ist oder zweifelt sollte man sich vom Kardiologen eine Kopie des Herzkatheter-Filmes geben lassen und mit einem anderen Kardiologen sprechen. Jeder seriöse Arzt wird für diesen Entscheidungsprozeß Verständnis haben. Und wenn der Kardiologe auf eine solche Bitte um eine Zweitmeinung sonderbar reagiert: Vielleicht gibt es in der Stadt, in der man wohnt, ja noch einen anderen Kardiologen, der mit der Bitte um eine Zweitmeinung anders umgeht!
Bei allen Überlegungen sollte man immer daran denken, daß es keinen Sinn macht, Herzkranzgefäße unter „kosmetischen Aspekten“ behandeln zu lassen nach dem Motto: „Stent implantieren und danach sieht das Gefäß wieder aus wie neu“. Eine solche Koronarkosmetik verursacht oft mehr Probleme als sie beseitigt (z.B. weil Sie vor der Behandlung keine oder nur wenige Beschwerden hatten, nach dem Stent aber eine Wiederverengung auftritt und man dann richtige (!) Beschwerden bekommt). Lesen Sie ggfs. das eBook über die Koronarerkrankung, in dem Sie weitere Informationen über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten finden.
Bitte beachten Sie, daß die hier wiedergegebene Meinung meine Privat-Meinung ist. Möglicherweise deckt sie sich nicht mit der Auffassung der Regierung, der Krankenkassen, der Ärzteverbände, der regionalen, nationalen und internationalen Kardiologenverbände, der Stenthersteller, der UNO, Ärztekammern, KVen, Seeämter, Fernsehstationen und lokalen Polizei-, Umwelt- und Melde-Behörden. Ich spreche aber aus der Erfahrung eines Kardiologen.
Grundsätzlich ist es problematisch, Stents in kleinere Gefäße (unter 3 mm Durchmesser), in sehr lange (über 20 mm) oder gewundene Verengungen einzusetzen, weil man weiß, daß es in diesen Fällen besonders häufig zu Wiederverengungen oder sogar Verschlüssen innerhalb der Stents kommen kann. Daher kann man sagen, daß es wenig Sinn macht, Stents in sehr dünne Gefäß oder in sehr lange Verengungen einzupflanzen. Dies gilt hauptsächlich für die Metall-Stents.
Hier liegt aber der idealer Einsatz für die Medikamenten-beschichteten Stents vor, denn gerade bei diesen Stents ist zu erwarten, daß die Wiederverengungsgefahr deutlich geringer ist.
Unsicherheiten gibt es zudem im Hinblick darauf, welche Stent-„Sorte“ eingebaut werden soll, denn die Stents unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich des „Schnittmusters“ ihrer Streben, sondern bei den medikamenten-freisetzenden Stents auch noch verschiedene Medikamente, die verwendet werden.
Welchen Stent ein Arzt einsetzt ist nicht vorgeschrieben und viele Ärzte nehmen verschiedene Stent-„Sorten“, ohne daß der eine erwiesenermaßen (!) besser wäre als ein anderer. Z.Z. scheint es so zu sein, daß die mit Everolimus beschichteten Stents am günstigsten sind. Aber: Kein Arzt wird Ihnen einen schlechten Stent einpflanzen. Denn damit würde er seine Patienten nicht optimal behandeln (was ja jeder Arzt möchte) und zudem würde sich so etwas herumsprechen (was keine gute Reklame für den Arzt wäre).
Ballonerweiterungen werden in aller Regel nicht ambulant, sondern unter stationären Bedingungen durchgeführt. Das bedeutet, daß sich der Patient am Tag der Behandlung bis zum Morgen des übernächsten Tages in der Überwachungseinheit einer spezialisierten kardiologischen Praxis oder der kardiologischen Abteilung eines Krankenhauses befinden wird, wo beobachtet wird, ob es am Monitor EKG-Veränderungen gibt oder ob Beschwerden auftreten.
Diese Überwachung soll gewährleisten, daß evtl. Komplikationen schnell erkannt und behandelt werden können.
Weil man heute im Rahmen einer Ballonerweiterung fast immer auch Stents implantiert muß man am Abend vor der Ballonerweiterung Tabletten einnehmen.
Es handelt sich um spezielle „blutverdünnende“ Medikamente (z.B. Plavix® oder Efient®), die zusammen mit Aspirin® (ASS) einen optimalen Schutz vor der Bildung von Blutgerinnseln geben.
Man nimmt diese Medikament zusätzlich zu den üblichen Medikamenten ein.
Der Patient muß am Behandlungstag 4 Stunden vor der geplanten Ballonerweiterung nüchtern sein, d.h. nichts gegessen und getrunken haben (seine Medikamenten sollten er allerdings mit einem Schluck Wasser eingenommen haben).
Nach der Behandlung kann man dann wieder normal essen und trinken. Meistens werden die Patienten im Zusammenhang mit einer Ballonerweiterung auf einer sog. “Überwachungsstation” aufgenommen.
Hier auf dieser speziellen Station werden Sie für mehrere Stunden sehr genau beobachtet und überwacht.
Die Vorbereitungen einer Ballonerweiterung entsprechen der Herzkatheteruntersuchung, mit der die Erkrankung der Herzkranzarterien festgestellt worden ist:
Die rechte, seltener einmal auch die linke Leistenregion wird rasiert und mit einem Desinfektionsmittel besprüht (was etwas brennen kann), es werden EKG-Elektroden angeschlossen, damit der Herzrhythmus und das Aussehen der EKG-Kurven während der gesamten Untersuchung kontinuierlich überwacht werden können und der Körper wird mit sterilen Tüchern abgedeckt.
Ebenso wie bei der Herzkatheteruntersuchung wird die Schwester auch eine dünne Kanüle (Braunüle) in eine Vene des Armes einführen. Durch die Braunüle werden während der Behandlung gefäßerweiternde (Nitro) und blutverdünnende (Heparin) Medikamente eingeleitet und man kann, wenn dies gewünscht wird, auch ein leichtes Beruhigungsmittel einspritzen.
Die Einführung der Katheter erfolgt ebenso wie bei der Herzkatheteruntersuchung:
Vor dem Einführen des Katheters wird mit einer dünnen Injektionsnadel ein Lokalanästhetikum (örtliche Betäubung) gegeben werden.
Den Einstich bemerkt man kaum, das Betäubungsmittel kann im ersten Moment ein wenig brennen bis es wirkt.
Der Katheter wird meistens über die rechte Leistenbeuge eingeführt; manchmal benutzt der Arzt aber auch die linke Leistenbeuge oder die Schlagader des rechten Handgelenkes.
Durch die bereits betäubte Haut wird eine Nadel in die Arterie eingeführt und über diese Nadel eine „Schleuse“ eingeschoben. Das sanfte Vorschieben des Katheters bis zum Herzen spürt man nicht, denn die Blutgefäße besitzen an ihrer Innenseite keine Nervenfasern und sind daher „taub“.
Man kann die Bewegungen des Katheters auf einem Bildschirm verfolgen.
Das Vorgehen erfolgt schrittweise (Abb. 11):
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Abb. 11 |
Während des Vorschiebens des Drahtes in die verengte Gefäßstelle kontrolliert der Arzt die Position des Drahtes im Röntgenbild laufend durch Einspritzung kleiner Mengen .....
Ende der Leseprobe
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