Herzentzündungen

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Was sind Herzentzündungen?

Einteilung

Perikarditis

Entzündung des Herzbeutels. Am häufigsten verursacht durch Bakterien, Viren, Tuberkulosebakterien, möglich aber auch bei bösartigen Erkrankungen, nach Bestrahlungen bösartiger Erkrankungen des Brustraumes, bei Nierenerkrankungen, rheumatischen Erkrankungen und bei Herzinfarkt.

Man unterscheidet die akute und die chronische Perikarditis. Geht oft mit einem Herzbeutelerguß (= Perikarderguß) einher.

Myokarditis

Entzündung des Herzmuskels meistens durch Viren (in Südamerika meistens durch bestimmte Parasiten).

Möglich sind aber auch Bakterien, Medikamente (z.B. Chemotherapeutika zur Behandlung bösartiger Krankheiten oder Psychopharamaka (z.B. Lithium)) und eine Reihe seltener anderer Ursachen, z.B. Autoimmunkrankheiten (= Krankheiten, bei denen sich der Körper gegen eigene Eiweiße „wehrt“) oder die „Riesenzellen-Myokarditis“, bei der sich besondere Zellen („Riesenzellen“) im Herzmuskel anreichern.

Man unterscheidet die akute (plötzlich auftretende) und die chronische Myokarditis. Die chronische Form kann oft nicht von einer Herzmuskelerkrankung („dilatative Kardiomyopathie“) unterschieden werden.

Endokarditis

Endokarditis

Entzündung der Herzinnenhaut und der Herzklappen. Wird nahezu ausschließlich durch Bakterien und Pilze verursacht.

Man unterscheidet die akute (plötzlich auftretend) die subakute (schwelend verlaufend) Endokarditis. Die Gefahr der Endokarditis besteht darin, daß sich bakterienhaltige Blutgerinnsel auf den entzündeten Herzklappen ablagern können (Abb. links) und daß die Klappen durch die Entzündung vernarben und verkalken.

Krankheitserscheinungen

Perikarditis

Die akute Form ist verbunden mit Schmerzen in der Herzgegend, die den Beschwerden des Herzinfarktes ähneln. Die Schmerzen der Perikarditis werden oft im Liegen, beim Husten und tiefen Einatmen schlimmer und können im Sitzen mit nach vorn gebeugtem Brustkorb besser sein. Vor allem bei der akuten Perikarditis kommt es oft zu Luftnot, die entweder durch die schmerzhaften Atembewegungen oder durch den Herzbeutelerguß entsteht. Die chronische Herzbeutelentzündung verläuft oft unbemerkt.

Myokarditis

Die Beschwerden entstehen dadurch, daß der entzündete Herzmuskel müde wird und vermindert pumpen kann. Dies führt zur Herzschwäche mit allen ihren Symptomen insbesondere Luftnot und Wasseransammlungen im Körper. Zudem können in dem entzündeten Herzmuskel alle möglichen Formen der Herzrhythmusstörungen entstehen (z.B. Blockierungen, einzelne Extrasystolen, Vorhofflimmern, Kammerflattern, Kammerflimmern). Pulsunregelmäßigkeiten und Herzstolpern sind oft die ersten Anzeichen einer Myokarditis, Ohnmachtsanfälle können aber auch erste Anzeichen einer Herzmuskelentzündung sein. Bei der akuten Myokarditis entwickeln sich diese Beschwerden sehr schnell, bei der chronischen Form schleichend über Wochen.

Oft ist keine Unterscheidung möglich, ob es sich um eine Myokarditis oder eine Herzerweiterung (= „Dilatative Kardiomyopathie“, siehe Herzmuskelerkrankungen) handelt, weil die Beschwerden identisch sind.

Endokarditis

Die Symptome der Endokarditis sind oft sehr untypisch und unspezifisch. Sie bestehen in allgemeinen Entzündungszeichen (Fieber (oft nur geringe Temperaturerhöhung), Müdigkeit, Gewichtsverlust, Kopfschmerzen und Schüttelfrost (oft wie eine „Grippe“).

Wenn sich über der entzündeten Herzinnenhaut Blutgerinnsel bilden, diese Gerinnsel sich losreißen und in den Kreislauf gelangen können sie Embolien mit den entsprechenden Symptomen verursachen:

Wenn Herzklappen von der Entzündung befallen werden bemerkt man mit zunehmender Schädigung der Klappen Symptome von Herzklappenfehlern und hier insbesondere zunehmende Luftnot.

Untersuchungsmethoden

Perikarditis

Beim Abhören des Herzens hört der Arzt typische Reibegeräusche (nach dem Klicken hören Sie das Geräusch!), die dadurch verursacht werden, daß sich entzündliche Eiweiße auf der Innenseite des Herzbeutels ablagern und hier bei jedem Herzschlag aneinander reiben (dies verursacht auch den Schmerz).

EKGIm EKG sieht man Veränderungen der ST-T-Strecke, die denen eines frischen Herzinfarktes täuschend ähnlich sehen).

Oft sieht man hier auch Herzrhythmusstörungen, deren Auftreten allerdings unspezifisch ist und die nicht gezielt auf das Vorliegen einer Myokarditis hinweisen.

Erguss im Röntgen

Im Röntgenbild sieht man bei größeren Ergüssen eine deutliche Vergrößerung der Herzsilhouette.

Perikarderguss

Im Echokardiogramm erkennt man lediglich den Perikarderguß.

Bei chronischer Perikarditis kann man manchmal auch die Verdickung und Vernarbung des Herzbeutels sehen.

Bei der Blutuntersuchung stellt man oft Entzündungszeichen fest (erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit, Vermehrung der weißen Blutkörperchen).

Im Computertomogramm kann man bei chronischer Perikarditis die deutliche Verdickung des Herzbeutels sehen.

Myokarditis

Bei der körperlichen Untersuchung stellt der Arzt manchmal die Zeichen der Herzschwäche fest.

Das EKG zeigt meistens keine Veränderungen, manchmal aber einen Linksschenkelblock (s. Herzrhythmusstörungen), der dadurch entsteht, daß der Entzündungsprozeß des Herzmuskels auf die elektrischen Leitungsstrukturen des Herzens übergreift und zu einer (manchmal vorübergehenden) Leitungsunterbrechung des „linken Schenkels“ führt.

RöntgenbildHerzvergrößerung Im Röntgenbild (links: Normal großes, rechts: Vergrößertes Herz) sieht man bei schweren Herzmuskelentzündungen ein vergrößertes Herz.
Das Echokardiogramm zeigt eine manchmal deutliche Vergrößerung des Herzens, dessen Wände sich nur sehr müde bewegen.
HistologieUm die Ursache der Myokarditis (Bakterien, Viren, Autoimmunkrankheit) zu klären und um die Krankheit vor allem gegen eine Herzmuskelerkrankung („dilatative Kardiomyopathie“) abzugrenzen muß man oft eine Herzkatheteruntersuchung mit Entnahme von Herzmuskelgewebe (= Myokard-Biopsie) durchführen. Die mikroskopische Untersuchung des Herzmuskels zeigt dann manchmal (!) die Entzündung des Herzmuskels durch eine starke Vermehrung von Entzündungszellen (Abb. links).

Endokarditis

Splinters Bei der körperlichen Untersuchung fallen neben dem manchmal nur geringen Fieber bestimmte Hauterscheinungen (flohstichartige oder manchmal etwas größerflächige Blutungen (oft an den Fingernägeln (= „Splinters“ (Abb. links), Hautknötchen, kleine Blutungen an den Augen) auf.
Typischer Befund ist das neue Auftreten von Herzgeräuschen, d.h. von Geräuschen, die bei früheren ärztlichen (Vorsorge-) Untersuchungen noch nicht feststellbar waren. Sie deuten darauf hin, daß eine Herzklappe befallen ist und sich durch die Entzündung entweder verengt hat oder undicht geworden ist.
Vegetationen Im Echokardiogramm kann man die Entzündung der Herzklappen oft sehen, indem man bakterienhaltige Blutgerinnsel auf den Herzklappen erkennt.

Oft erkennt man im Ultraschall auch die Verengung oder Undichtigkeit der befallenen Herzklappe (siehe Herzklappenfehler).

Im Blut erkennt man oft die allgemeinen Zeichen einer Entzündung (Erhöhung der Blutsenkungsgeschwindigkeit, Vermehrung der weißen Blutkörperchen), oft kann man auch Bakterien nachweisen und aus dem Blut anzüchten.

Veränderungen im EKG gibt es nicht, das Röntgenbild des Herzens ist allenfalls bei akuten schweren Verläufen der Endokarditis mit schneller Zerstörung einer Herzklappe verändert (Herzvergrößerung, Wassersammlung und Blutstauung in den Lungen).

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