Herzklappenfehler

(auch als ausdruckbare Broschüre, als PDF zur Ansicht auf dem Bildschirm Ihres Computers, padBook, kindle-Version und phoneBook erhältlich)

Die Funktion gesunder Herzklappen

Einzelheiten über den Aufbau und die Funktion der Herzklappen erfahren Sie in den Informationen über "Aufbau und Arbeitsweise des Herzens".

Herzklappen arbeiten als Rückschlagventile. Sie verhindern dadurch, daß Blut in diejenige Richtung zurück fließt, aus der es gerade gekommen ist. Dadurch sorgen sie dafür, daß das Blut nur in einer Richtung durch das Herz fließt und zwar von den (Abb. links, Film rechts).

Dabei fließt das Blut in der folgenden Richtung:

Körpervenen ➜ rechte Vorkammer ➜ rechte Hauptkammer ➜ Lungenschlagader (= Arteria pulmonalis) ➜ Lungenarterien ➜ Lungenvenen ➜ linke Vorkammer ➜ linke Hauptkammer ➜ Hauptschlagader (= Aorta).

Das Herz hat 4 Klappen (Abb. links):

Fallschirme 2 dieser Klappen (Mitral- und Tricuspidalklappe) bestehen aus feinen Häutchen, deren freie Ränder an einer Vielzahl von Fäden befestigt sind. Dadurch funktionieren Sie letztlich wie Fallschirme (siehe Abb. über die Landung der Apollo-Raumkapsel).

Die beiden anderen Klappen bestehen aus jeweils 3 taschenartigen Gebilden (Aorten- und Pulmonalklappe = Taschenklappen). Das Aussehen der Taschenklappen sehen Sie in der Abb. links.

Normalerweise bestehen Segel bzw. Taschen aus feinen zarten Häutchen. Wenn die Klappen erkranken (Abb. rechts) können sie sich verdicken und verkalken und hierdurch starr und weniger beweglich werden. Je nachdem, in welcher Weise diese Verformung der Klappen erfolgt verengt sich die Klappe entweder oder sie wird undicht.

Herzklappenfehler

Um Ihnen die Geschehnisse bei Herzklappenfehlern erklären zu können benutze ich im Folgenden ein Modell, bei dem das Herz wie eine Kolbenpumpe funktioniert.

Sehen Sie in Film links, wie ich mir dieses Modell vorgestellt habe.

Und sehen Sie in diesem Film rechts, wie eine Kolbenpumpe funktioniert.

In dem Film links sehen Sie nun die normale Arbeitsweise einer Herzkammer mit ihren beiden funktionierenden Herzklappen.

Während der Füllung der Kammer (= Diastole) öffnet sich die Eingangsklappe der Herzkammer und das Blut (= rote Punkte) stömen in die Herzkammer. Während der nun folgenden Pumpphase der Herzkammer (= Systole) schließt sich die Eingangsklappe der Kammer, ihre Ausgangsklappe öffnet sich und das Blut wird ausgepumpt.

In der nun erneut folgenden Füllungsphase der Herzkammer scließt sich zunächst die Ausgangsklappe des Herzens und verhindert dadurch, daß das Blut, das gerade ausgepumopt worden ist wieder in die Kammer zurück strömt. Kurze Zeit später öffnet sich die Eingangsklappe und läßt das Blut aus der anderen Richtung wieder in die Kammer einfließen.

Wenn eine Klappe undicht wird (Film links) hat dies zur Folge, daß Blut in die falsche Richtung fließt und an den Ort zurück strömt, aus der es gerade gekommen ist.

Film links: Undichtigkeit einer Herzklappe. Achten Sie darauf, daß die Zahl der Punkte innerhalb der Pumpe von Schlag zu Schlag zunimmt, weil ein Teil durch die undichte Klappe zurück fließt.

In diesem Film erkennen Sie dies daran, daß sich im Verlauf der Zeit immer mehr bunte Punkte in der Herzkammer ansammeln. Dies führt zu einer „Volumenbelastung“ der betroffenen Herzkammer, die mit Blut nahezu überflutet wird. Die Kammer bzw. Vorkammer (je nachdem, welche Klappe undicht ist) vergrößert sich zunehmend und der Blutdruck in dieser Vor- oder Hauptkammer steigt an.

Bei einer Undichtigkeit der Tricuspidalklappe kommt es zu einer Volumenbelastung der rechten Vorkammer und zum Blutstau in dieser Vorkammer und in den Körpervenen,

bei der Undichtigkeit der Mitralklappe kommt es zur Volumenbelastung der linken Vorkammer und zum Blutstau in linker Vorkammer und den Lungenvene

bei der Undichtigkeit der Pulmonalklappe kommt es zur Volumenbelastung und zum Blutstau in der rechten Hauptkammer, wobei sich dieser Blutstau in die rechte Vorkammer und die Körpervenen fortpflanzt

und bei der Undichtigkeit der Aortenklappe kommt es zur Volumenbelastung und zum Blutstau in der linken Hauptkammer, wobei sich dieser Blutstau bis in die Lungenvenen fortpflanzt.

Bei der Verengung einer Herzklappe (Film links) fließt zuwenig Blut durch diese Klappe. Um dies zu verhindern erhöht sich der Blutdruck vor der betroffenen Herzklappe, so daß das Blut mit erhöhtem Druck durch die Klappe hindurch „gepreßt“ wird. Dies führt zur „Druckbelastung“ der betroffenen Herzkammer, die dazu führt, daß sich ihre Wände verdicken und dadurch unelastisch werden. Auch in einer druckbelasteten Herzkammer kommt es zu einem Blutstau, der in fortgeschrittenen Stadien der Krankheit zu einer Vergrößerung der Kammer führt.

Film links: Verengung der Herzklappe. Sehen Sie, wie sich die Punkte durch die verengte Klappe durch-"quälen" müssen (was eine erhebliche Belastung für die Pumpe bedeutet).

In dem Film wird versucht, die „übermäßige“ Arbeit der Herzkammer, das Blut durch die verengte Herzklappe zu pressen dargestellt.

Bei einer Verengung der Tricuspidalklappe kommt es zur Druckbelastung, zur Erweiterung und zum Blutstau in rechter Vorkammer und den Körpervenen,

bei einer Verengung der Mitralklappe zu Druckbelastung, Erweiterung und zum Blutstau in der linken Vorkammer und den Lungenvenen,

bei einer Verengung der Aortenklappe kommt es zur Druckbelastung, Erweiterung und zum Blutstau in der linken Hauptkammer, wobei sich der Blutstau in die linke Vorkammer und die Lungenvenen fortpflanzt

und bei einer Verengung der Pulmonalklappe kommt es zu Druckbelastung, Erweiterung und zum Blutstau in der rechten Hauptkammer, die sich in rechten Vorkammer und die Körpervenen fortpflanzen können.

Beschreibung der Erkrankung

Einteilung

Man teilt die Klappenfehler ein in:

Wenn der Klappenfehler plötzlich, z.B. im Rahmen einer Klappenentzündung (Herzentzündung) entsteht spricht man von akutem Klappenfehler.

Die Spätfolgen des Klappenfehlers bezeichnet man als
chronischen Klappenfehler.

Der Schweregrad der Herzklappenfehler wird ebenso wie der Schweregrad der Herzschwäche nach den Vorschlägen der Vereinigung der New Yorker Herzgesellschaft (= New York Heart Association = NYHA) eingeteilt:

Krankheitserscheinungen

Die Krankheitserscheinungen erklären sich aus der Funktion bzw. der durch den Klappenfehler entstehenden Funktionsstörung:

Blutstau

Grundprinzip ist dabei, daß es infolge eines Klappenfehlers zu einer Druck- oder Volumenbelastung des Herzens kommt.

Diese Druck- oder Volumenbelastung führt zum Blutstau und dieser Blutstau wiederum zum Anstieg des Blutdruckes und zur Erweiterung der Vor- oder Hauptkammer vor der erkrankten Klappe. Die Krankheitserscheinungen der verschiedenen Klappenfehler lassen sich auf diese Drucksteigerung oder Vergrößerung der jeweiligen Herzkammer beziehen. Sie ähneln sich sehr und entsprechen den Krankheitserscheinungen der Herzschwäche.

Besonderheiten werden jedoch hervorgerufen durch die Drucksteigerung vor der erkrankten Herzklappe.

Durch den Druckanstieg kommt es zum Austritt von Wasser durch die Gefäßwand in die Gewebe. Dies funktioniert ähnlich wie bei einem porösen Wasserschlauch, auf dessen Öffnung man einen Daumen preßt: Der Wasserdruck im Schlauch steigt an und das Wasser wird durch die Poren des Schlauches gepreßt. Staut sich das Blut in der

Blutstauungen und Drucksteigerungen in den Hauptkammern (bei Aorten- oder Pulmonalklappenfehlern) wirken sich, was die Krankheitserscheinungen angeht, weniger in den Haupt- als vielmehr in den Vorkammern aus. Weil das Blut nicht aus den Vorkammern in die gestauten Hauptkammern abfließen kann kommt es hier ebenfalls zum Blutstau in den Vorkammern mit den o.g. Krankheitserscheinungen.

Durch die große Druckbelastung der Herzkammern können in vielen Fällen Brustschmerzen auftreten, die von Angina pectoris bei einer Durchblutungsstörung des Herzens (Koronare Herzkrankheit) nicht zu unterscheiden sind.

Erweiterung der Herzkammern

Kommt es zur Erweiterung der Vorkammern (bei Tricuspidal- oder Mitralfehlern) tritt eine Funktionsstörung des hier gelegenen Schrittmachers des Herzens (= Sinusknoten) ein (siehe Herzrhythmusstörungen). Er beendet seine regelmäßige Tätigkeit und es kommt zum Auftreten von Vorhofflimmern (siehe Herzrhythmusstörungen), d.h. der Herzschlag wird unregelmäßig.

Die Erweiterung der Vorkammer hat zudem zur Folge, daß das sich hier anstauende Blut nur sehr langsam fließt. Eine solche Verlangsamung des Blutstromes beinhaltet die Gefahr der Bildung von Blutgerinnseln. Diese Blutgerinnsel können die Vorkammern verlassen, in den Kreislauf gelangen und hier Blutgefäße verstopfen. Es kann daher zu Embolien kommen. Diese Gefahr betrifft insbesondere die linke Vorkammer, da die sich hier bildenden Gerinnsel in die Körperorgane (Nieren, Arm, Bein, Gehirn) gelangen und hier Schäden verursachen können (z.B. Schlaganfall).

Sonderfall: Verminderte Pumpleistung des Herzens

In fortgeschrittenen Stadien führt die Verengung einer Herzklappe zu einer Verminderung des hindurch fließenden Blutes und damit zu einer Minderversorgung des Körpers.

Dies kann zu Müdigkeit und Leistungsschwäche führen. In extremen Fällen ist die Blutversorgung des Körpers derartig vermindert, daß das vom Herzen ausgepumpte Blut lediglich zur Versorgung der Muskeln ausreicht und für die anderen Organe nicht mehr genügend Blut zur Verfügung steht. In diesen Fällen kann es zu plötzlichen Ohnmachtsanfällen (=
Synkopen) kommen.

Gefürchtet sind diese Synkopen bei der Verengung der Aortenklappe (= Aortenstenose): Sie treten zunächst bei starken, später auch schon bei leichteren körperlichen
Belastungen auf und deuten auf einen schweren Herzklappenfehler hin (siehe „Notfälle“).

Untersuchungsmethoden

Körperliche Untersuchung

Mitral-BäckchenBei Herzklappenfehlern, die zu einem Blutstau vor der rechten Vor- und Hauptkammer führen kann der Arzt die Wasseransammlung in den Beinen sehen und die Vergrößerung der Bauchorgane (insbesondere der Leber) tasten. Ein bestimmter Herzklappenfehler (Mitralstenose = Verengung der Mitralklappe) ist oft mit einer typischen roten Verfärbung der Wangen verbunden („Mitralbacken“, Abb. links), die ein gesundes Aussehen vortäuschen, in Wahrheit aber auf einen schweren Herzklappenfehler zu beziehen sind. Die Blutstauung in den Lungen kann der Arzt oft mit dem Stethoskop an typischen Geräuschen beim
Ein- und Ausatmen über den Lungen hören.

Der typische Befund eines Herzklappenfehler ist jedoch das Herzgeräusch. Blut, das durch verengte oder undichte Herzklappen strömt, wird aufgewirbelt. Dies verursacht Geräusche, die der Arzt beim Abhorchen des Herzens hören kann.

Man unterscheidet systolische und diastolische Geräusche (Abb. unten).

Herzgeräusche

HerzgeräuschSystolische Geräusche entstehen, wenn sich die Hauptkammern des Herzens zusammenziehen (= Systole) und Blut durch die Aorten- und Pulmonalklappe auspumpen.

Systolische Geräusche entstehen z.B. bei einer Verengung der Aortenklappe, wenn die linke Hauptkammer Blut durch die verengte Aortenklappe pumpt oder wenn es infolge einer Undichtigkeit der Mitralklappe zum Rückfluß von Blut aus der linken Haupt- in die linke Vorkammer kommt.

Diastolische Geräusche entstehen während der Erschlaffung und der Füllung der Hauptkammern (= Diastole). Während
dieser Phase der fließt Blut aus den Vorkammern in die Hauptkammern. Diastolische Geräusche entstehen z.B. bei der Verengung der Mitralklappe, wenn das Blut aus der linken Vorkammer durch die verengte Mitralklappe in die linke Hauptkammer fließt oder bei einer Undichtigkeit der Aortenklappe, wenn Blut durch die undichte Klappe während der Erschlaffungsphase der linken Herzkammer wieder dorthin zurück fließt.

GeräuschtypenMan unterscheidet darüber hinaus vom Klangcharakter des Geräusches rauhe und weiche, hoch oder tieffrequente Geräusche, Geräusche, deren Lautstärke langsam zunimmt, deren Lautstärke abnimmt oder gleichbleibt (Abb. links).

Aus der Art des Geräusches (systolisch oder diastolisch) und aus seinem Klangcharakter kann der Arzt nicht nur den Klappenfehler, sondern oft auch noch den Schweregrad des Fehlers erkennen.

Hören Sie (wenn Sie auf den Link klicken!):

Geräusch hier das Geräusch einer verengten Aortenklappe

Geräusch hier das Geräusch einer undichten Aortenklappe

und

Geräusch hier das Geräusch einer undichten Mitralklappe.

Phonokardiogramm

Siehe Phonokardiogramm.

Dient nicht zur Diagnose des Klappenfehlers, sondern zur Aufzeichnung (= Dokumentation) des Geräusches, zur genaueren „Betrachtung“ des Geräusches und zur Verlaufskontrolle, wenn der Arzt wissen möchte, ob sich der Charakter des Geräusches im Laufe der Zeit verändert hat.

EKG

Zeigt teilweise Auswirkungen des Herzfehlers auf den Herzrhythmus (siehe „Krankheitserscheinungen“ und Herzrhythmusstörungen) und auf den Zustand des Herzmuskels. Man kann im EKG beispielsweise Hinweise auf die Vergrößerung, Verdickung und evtl. auch auf die Schädigung und Überlastung des Herzmuskels erkennen (siehe EKG). Dient als Hinweis auf die Schwere eines Klappenfehlers.

Röntgenbild

Röntgen MitralstenoseDruck und/oder Volumenbelastung verändern die Form des Herzens. Es kommt zu Vergrößerung einer oder beider Haupt- oder Vorkammern.

Dies ist im Röntgenbild gut zu erkennen, denn jeder Herzklappenfehler verursacht bei einem bestimmten Schweregrad eine typische Verformung des Herzens, aus der der Arzt die Art des Klappenfehlers und seinen Schweregrad erkennen kann.

Das Röntgenbild zeigt zudem Wasseransammlungen in den Lungen gibt Auskunft darüber, ob diese Wasseransammlung
akut aufgetreten ist (bei akutem Klappenfehler) oder ob es sich um ein chronisches Problem handelt. (Abb. links).

Abb. links: Röntgenbild einer Mitralstenose (= Verengung der Mitralklappe)

Echokardiogramm

(siehe Echokardiogramm)

Herzkatheteruntersuchung

Lesen Sie hier weitere Einzelheiten: Herzkatheteruntersuchung.

Sie dient ....

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